Blutkrebs: Ursachen, Symptome, Diagnostik & Behandlung der Leukämie
Die Bezeichnung Blutkrebs oder Leukämie umfasst eine Gruppe maligner (bösartiger) Erkrankungen des blutbildenden Systems. In Deutschland erkranken laut Angaben des Krebsdatenregisters jährlich etwa 13.500 Menschen an einer Form der Leukämie. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich und Männer sind in den Statistiken etwas häufiger präsent als Frauen. Der Begriff „Leukämie“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „weißes Blut“, da die Anzahl der weißen Blutkörperchen bei Blutkrebs häufig stark erhöht ist.
Ein zentrales Element der Leukämie ist die unkontrollierte Vermehrung veränderter Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen im Knochenmark. Diese verdrängen zunehmend gesunde Blutzellen und breiten sich über das Blut im gesamten Körper aus, weshalb Leukämiezellen auch in verschiedenen Organen zu finden sind. Neben Laboruntersuchungen gehören auch bildgebende Verfahren der Radiologie und Nuklearmedizin zur Diagnostik, die vor allem für das Staging und die Kontrolle des Therapieerfolgs zur Anwendung kommen.
Was ist Leukämie?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Leukämie geht als maligne Erkrankung vom blutbildenden System im Knochenmark aus.
- Entartete Blutzellen verdrängen zunehmend die gesunden Zellen im Körper.
- Blutkrebs kann in chronische und akute Formen unterschieden werden.
Leukämie bzw. Blutkrebs zählt zu den neoplastischen Erkrankungen und ist eine Pathologie, bei der sich Vorläuferzellen der Blutzellen im Knochenmark verändern und unkontrolliert vermehren. Grundsätzlich haben menschliche Blutzellen eine begrenzte Lebensdauer.
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) leben circa 120 Tage.
- Thrombozyten und viele weiße Blutkörperchen (Leukozyten) leben nur Tage bis Wochen.
Deshalb finden im Körper ständig Abbauprozesse und die Neubildung von Blutzellen statt. Bei vorhandener Leukämie ist dieses Gleichgewicht gestört und es entstehen vermehrt unreife, funktionsunfähige Zellen.
Diese verdrängen zunehmend die normalen Blutzellen im Knochenmark und im peripheren Blut. In der Folge kommt es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten), funktionsfähigen weißen Blutkörperchen und Thrombozyten. Aus dem blutbildenden Knochenmark gelangen Leukämiezellen in den Blutkreislauf und beginnen im Körper zu zirkulieren.
Die Medizin unterscheidet verschiedene Formen der Leukämie nach Verlauf und Zelltyp.
Verlaufsformen bei Blutkrebs:
- akute Leukämie (Leukämiezellen entwickeln sich sehr schnell und machen eine umgehende intensive Behandlung erforderlich)
- chronische Leukämie (schleichender Verlauf, Diagnosestellung erfolgt mitunter als Zufallsbefund)
Leukämievarianten nach Zelltyp:
- myeloische Leukämie
- lymphatische Leukämie
Aus diesen Abgrenzungsparametern lassen sich vier häufige Formen ableiten:
- akute myeloische Leukämie (AML)
- akute lymphatische Leukämie (ALL)
- chronische myeloische Leukämie (CML)
- chronische lymphatische Leukämie (CLL)
Innerhalb der klinischen Praxis treten die verschiedenen Formen unterschiedlich oft auf. Mit circa 38 Prozent der neu diagnostizierten Fälle ist die CLL (laut Krebsregisterdaten) die häufigste Form von Blutkrebs bei Erwachsenen. Die AML tritt im Vergleich zur ALL etwa um den Faktor 4,5 häufiger bei Erwachsenen auf, während die ALL die häufigste Leukämieform unter Kindern darstellt.
Ursachen und Risikofaktoren der Leukämie
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Bisher sind die genauen Ursachen für die Entstehung unbekannt.
- Strahlung und verschiedene Substanzen gelten als Risikofaktoren.
- Auch eine genetische Vorbelastung kann eine Rolle spielen.
Bei der Entstehung von Leukämien handelt es sich um einen komplexen, vermutlich multifaktoriellen Prozess. Für viele Leukämieerkrankungen lässt sich medizinisch keine eindeutige Ursache identifizieren. Grundsätzlich kommt es aber zu einer Veränderung von Zellen des blutbildenden Systems. Diese Mutationen verschaffen den Leukämiezellen durch ihr aggressives Wachstum und/oder bessere Überlebensraten einen Vorteil gegenüber anderen Zellen.
Die medizinische Forschung hat jedoch Risikofaktoren identifiziert, welche die Entstehung der bösartigen Erkrankung begünstigen. Dazu gehört für akute Leukämien zum Beispiel ionisierende Strahlung. Infrage kommen sowohl hohe Strahlendosen durch die in der Krebsmedizin (Onkologie) eingesetzte Strahlentherapie als auch durch eine berufsbedingte Exposition (langjährige Tätigkeit im radiologischen Umfeld). Aber auch die Behandlung mit bestimmten Chemotherapeutika (Zytostatika) kann als Langzeitfolge zur Entwicklung einer Leukämie führen.
Zudem gilt ein beruflich bedingter Kontakt mit verschiedenen Produkten der chemischen Industrie, zu denen Benzol, 1,3-Butadien und verwandte Verbindungen gehören, zu den Faktoren, die Einfluss auf die Entstehung einer Leukämie haben können. Diese wirken als Mutagene und sind in der Lage, Erbgutschäden in Zellen auszulösen.
Genetische Faktoren spielen für bestimmte Leukämieformen ebenfalls eine wichtige Rolle. Zum Beispiel gehört das Down-Syndrom (Trisomie 21, das 21. Chromosom ist dreimal vorhanden) zu den Krankheiten, die im Verdacht stehen, das Risiko für eine Erkrankung an Leukämie zu erhöhen [1].
Prinzipiell lassen sich chromosomale Strukturdefekte wie Translokationen (Verschiebungen von Bruchstücken der Chromosomen) bei vielen Leukämien nachweisen. Die bekannteste ist die Philadelphia-Translokation bei chronisch myeloischer Leukämie (CML), bei der das BCR-Gen auf dem Chromosom 22 mit dem ABL-Gen auf Chromosom 9 zum BCR-ABL-Fusionsgen verschmilzt [2].
Viren sind bisher – mit Ausnahme des in Europa allerdings seltenen humanen T-lymphotropen Virus (HTLV) – nicht als Risikofaktor für Leukämien sicher bestätigt. Weitere Risikofaktoren, die mit dem Lebensstil in Verbindung stehen – wie Rauchen oder Übergewicht – werden derzeit als mögliche Ursachen diskutiert, ein sicherer Zusammenhang ist jedoch nicht belegt.
Symptome der Leukämie
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Viele Leukämien beginnen ohne erkennbare bzw. spezifische Symptome.
- Akute Leukämien schreiten in der Regel sehr schnell fort und intensivieren sich.
- Chronische Leukämien können wegen fehlender Krankheitszeichen lange unerkannt bleiben.
Die ersten Symptome einer Leukämie sind häufig unspezifisch und treten auch bei anderen, weniger schweren Erkrankungen auf. Die Beschwerden entstehen durch die Verdrängung gesunder Blutzellen, die damit in Verbindung stehenden Funktionsstörungen und die Ausbreitung der Leukämiezellen. Wie stark die Krankheitszeichen ausgeprägt sind, unterscheidet sich je nach Art der Leukämie.
Symptome akuter Leukämien
Besonders die Formen der akuten Leukämie machen sich sehr plötzlich mit Symptomen bemerkbar, die sich rasch verstärken. Typisch sind vor allem
- Müdigkeit,
- Blässe und
- Leistungsschwäche
als Folge der verminderten Anzahl roter Blutkörperchen (Anämie). Betroffene leiden unter Abgeschlagenheit und mitunter auch unter Schwindelgefühlen, Herzrasen und Atemnot bei Belastung (Dyspnoe). Diese Krankheitszeichen können ebenso bei anderen Pathologien wie zum Beispiel einer Herzinsuffizienz oder Kardiomyopathien auftreten.
Durch die verringerte Anzahl funktionsfähiger weißer Blutkörperchen entwickelt sich zudem eine erhöhte Infektanfälligkeit. Betroffene leiden teilweise unter Fieber und Infektionen, die nicht auf Antibiotika ansprechen. Im Zusammenhang mit Blutkrebs tritt bei einem Teil der Betroffenen auch Nachtschweiß und ein ungewollter Gewichtsverlust auf (sogenannte „B-Symptomatik“, unter der allgemeine, unspezifische Krankheitszeichen zusammengefasst werden).
Da die Thrombozyten (Blutplättchen) für den Gerinnungsprozess (zum Beispiel wichtig für den Wundverschluss) eine wichtige Rolle spielen, kommt es bei Leukämiepatienten oft zu einer erhöhten Blutungsneigung.
Zudem treten immer wieder schmerzlos geschwollene Lymphknoten auf, insbesondere am Hals, in den Achselhöhlen oder in der Leistenregion. Sobald es zu einer Vergrößerung von Milz und Leber kommt, spüren Betroffene ein Druckgefühl oder Schmerzen im Oberbauch.
Symptome chronischer Leukämien
Chronische Leukämieerkrankungen beginnen eher schleichend und bleiben über einen längeren Zeitraum sogar symptomlos. Da sich im Alltag keine Beschwerden oder Schmerzen bemerkbar machen, wird die Erkrankung nicht wahrgenommen. Umso größer ist der Schock für die Betroffenen, wenn die Leukämie zufällig bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung entdeckt wird.
Erste Anzeichen (die allerdings äußerst unspezifisch sind) können Müdigkeit, eine leichte Leistungsminderung und eine erhöhte Infektanfälligkeit sein. Kommt es bei fortgeschrittenen Leukämien zum Eintritt der Leukämiezellen in das Zentralnervensystem, machen sich Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen und neurologischen Ausfällen bemerkbar.
Diagnostik bei Verdacht auf Leukämie
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Für die Diagnostik stützt sich die Onkologie insbesondere auf Labortests und die Untersuchung des Knochenmarks.
- Mit bildgebenden Verfahren können Informationen über die Ausbreitung der Erkrankung gewonnen werden.
- Mit genetischen und molekularbiologischen Analysen lassen sich besondere Risikofaktoren feststellen.
Besteht ein Verdacht auf Leukämie, erfolgt eine mehrstufige Diagnostik, die mit der Anamnese beginnt. Die Erhebung der Kranken- und Familiengeschichte ergibt erste Hinweise auf die Erkrankung, da inzwischen zumindest bei einigen Formen von Blutkrebs eine familiäre Häufung zu erkennen ist. Die klinische Untersuchung beschäftigt sich zum Beispiel mit der Tastuntersuchung der Lymphknoten, von Milz und Leber, um mögliche Veränderungen von Form und Größe festzustellen.
Die Blutuntersuchung als zentrales Verfahren der Leukämiediagnostik
Zu den zentralen Schritten in der Leukämiediagnostik gehört die Blutuntersuchung. Anhand des Blutbildes ist eine Bewertung der Zellverteilung möglich, um Anomalien – wie zum Beispiel eine Anämie – zu erkennen. Mit dem Differenzialblutbild werden die Verteilung und das Aussehen der verschiedenen weißen Blutzellen (Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten) untersucht.
Da es bei Blutkrebs zu Verschiebungen in der Produktion der verschiedenen Zellen kommt, sind eine hohe Anzahl unreifer weißer Blutzellen und ein auffälliges Missverhältnis der Blutzellen untereinander wichtige Indizien, die auf eine Leukämie hinweisen.
Die Knochenmarkuntersuchung bei Blutkrebs
Die Überprüfung der Verdachtsdiagnose erfolgt in der Onkologie durch eine Knochenmarkuntersuchung, die per Knochenmarkpunktion (Gewebe wird meist im Bereich des hinteren Beckenkamms entnommen) unter örtlicher Betäubung erfolgt. Mit einer dünnen Hohlnadel wird eine geringe Menge Knochenmark entnommen.
In der Pathologie wird die Knochenmarkprobe mikroskopisch und molekularbiologisch untersucht, wofür die Zellen angefärbt werden. Je nach Zelltyp reagieren die Blutzellen unterschiedlich mit den Farbstoffen, womit eine Unterscheidung nach Zellart und Reifegrad möglich ist.
Mit der Immunphänotypisierung werden spezifische Oberflächenmerkmale der Leukämiezellen untersucht. Die dabei zum Einsatz kommende Durchflusszytometrie nutzt Lasertechnologie und ermöglicht die Vermessung der Zellen anhand spezifischer Streulichtmuster (Light Scatter, entstehen durch verschiedene Eigenschaften der einzelnen Zelltypen). Auf diese Weise ist eine Differenzierung der Zelltypen in Bezug auf lymphatische oder myeloische Zelllinien und verschiedene Leukämieunterformen möglich.
Zusätzlich kann im Rahmen der Molekularpathologie nach Veränderungen im Erbmaterial gesucht werden. Die Hinweise auf bestimmte Mutationen sind für die Prognosestellung und die Auswahl angemessener Therapien relevant.
Bildgebende Verfahren in der Leukämiediagnostik
Bildgebende Verfahren der Radiologie spielen in der Primärdiagnostik keine Rolle. Allerdings kommen sie für das Staging der Leukämie und die Beurteilung verschiedener Organe zum Einsatz.
So lässt sich zum Beispiel mittels Ultraschall (Sonographie) eine Beurteilung der Größe und der Struktur von Milz und Leber vornehmen. Darüber hinaus sind auch vergrößerte Lymphknoten darstellbar. Ein großer Vorteil besteht darin, dass Ultraschallgeräte in vielen Praxen verfügbar sind und das Verfahren den Patienten damit relativ einfach zugänglich ist.
Röntgenaufnahmen des Thorax dienen zur Kontrolle der Lunge auf Infiltrate sowie der Suche nach vergrößerten Lymphknoten im Mediastinum (Mittelfellraum). Die Ganzkörper-CT ermöglicht eine detaillierte Darstellung der befallenen Lymphknoten und Organe im gesamten Körper (vor dem Hintergrund der Strahlenbelastung muss allerdings das Nutzen-Risiko-Verhältnis genau abgewogen werden).
Besteht der Verdacht, dass die Leukämie auch das Nervensystem erreicht hat, ist die Magnetresonanztomographie (MRT) ein geeignetes Untersuchungsverfahren, da sich mit ihr Weich- und Nervengewebe in sehr hoher Auflösung abbilden lassen.
In bestimmten Fällen, insbesondere bei Lymphomen und zur Beurteilung des Ansprechens auf die Therapie, stellt die Nuklearmedizin mit der kombinierten PET-CT (Positronen-Emissions-Tomographie und CT) ein Verfahren zur Verfügung, das wertvolle Informationen liefert, da es stoffwechselaktive Bereiche mittels eines radioaktiv markierten Glukose-Tracers sichtbar macht.
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Behandlung von Leukämie
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Behandlung richtet sich nach der Leukämieform und dem Erkrankungsstadium.
- Die Chemotherapie ist die zentrale Therapiekomponente bei den meisten Leukämien.
- Bei bestimmten Formen kann eine Stammzelltransplantation die Heilungschancen erhöhen.
Bei der Behandlung der akuten und der chronischen Leukämie kommen unterschiedliche Ansätze zur Anwendung. Somit sind für die Wahl der Therapie die konkrete Leukämieform, das Erkrankungsstadium und genetische Risikofaktoren von Bedeutung.
Behandlung akuter Leukämien
Akute Leukämien (AML und ALL) erfordern eine umgehende, intensive Behandlung. Im Mittelpunkt steht die Chemotherapie mit zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika), die besonders auf Zellen im Körper mit hoher Teilungsrate wirken. Das Ziel ist dabei die Zerstörung der Leukämiezellen. Der Ablauf der Therapie teilt sich in mehrere Phasen, in denen verschiedene Zytostatika eingesetzt werden.
- Mit der Induktionstherapie werden die Leukämiezellen zurückgedrängt, um deren vollständigen Rückgang (Remission) zu erreichen. Der Erfolg der Behandlung tritt demnach ein, wenn keine Leukämiezellen mehr in Blut und Knochenmark nachweisbar sind.
- Die Konsolidierungstherapie ist darauf gerichtet, noch verbliebene maligne Blutzellen im Körper abzutöten, um einen Rückfall zu verhindern.
- Eine Erhaltungs-/Dauertherapie setzt den Konsolidierungsaspekt fort und erstreckt sich über mehrere Monate. Zum Einsatz kommen mildere Chemotherapeutika, die durch die lange Einwirkzeit die Blutzellen erreichen sollen, die die vorherigen Therapieabschnitte in einem Ruhezustand überdauert haben. Wichtig ist dabei, die Blutwerte und den Therapieerfolg regelmäßig zu überwachen.
Um das Risiko einer Beeinträchtigung des Zentralnervensystems beherrschen zu können, kann im Rahmen der systemischen Chemotherapie eine Medikamentengabe in den Nervenwasserkanal erfolgen. Dies kann sowohl während der Therapie als auch vorbeugend erfolgen und wird als „intrathekale Chemotherapie“ bezeichnet.
Die Stammzelltransplantation ist nicht in jedem Einzelfall zwingend erforderlich, kann aber bei Patienten mit hohem Rückfallrisiko oder ungünstigen genetischen Veränderungen zu einer Verbesserung der Prognose führen. Grundsätzlich bedarf es diesbezüglich immer einer individuellen Entscheidung der behandelnden Ärzte sowie der Verfügbarkeit einer passenden Stammzellspende.
Behandlung chronischer Leukämien
Bei chronischen Leukämien (CML und CLL) wird eine weniger aggressive (dafür wiederholte oder kontinuierliche) Behandlung angewendet. Bei der chronischen myeloischen Leukämie sind Tyrosinkinase-Inhibitoren die Standardtherapie. Diese zielgerichteten Medikamente hemmen das durch die Philadelphia-Translokation entstandene BCR-ABL-Protein und machen die Erkrankung langfristig kontrollierbar.
Bei chronischer lymphatischer Leukämie erfolgt die Behandlung oft erst beim Auftreten von Symptomen, da eine frühzeitige Behandlung nach bisherigen Erkenntnissen keinen Einfluss auf das Überleben hat. Die Therapie wird patienten- und risikoadaptiert durchgeführt und reicht von unterstützenden Maßnahmen bei Infektionen bis zur Kombination von Chemotherapie und monoklonalen Antikörpern.
Unterstützende Therapie
Mit der Chemotherapie kann nicht selektiv nur gegen die Leukämiezellen vorgegangen werden, sodass auch gesunde, sich schnell teilende Zellen in Mitleidenschaft gezogen werden. Betroffen sind davon vor allem
- das Knochenmark,
- die Haarwurzeln und
- die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts
Infolgedessen kommt es zu Nebenwirkungen, wie:
- Haarausfall,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Durchfall und
- Schleimhautentzündungen.
Durch die verringerte Zahl an Blutzellen entsteht zudem eine erhöhte Infektanfälligkeit und Blutungsneigung.
Die unterstützende Therapie ist vor diesem Hintergrund ein wichtiger Bestandteil der Leukämiebehandlung. Sie umfasst Antibiotika, Antimykotika (Wirkstoffe gegen Pilzinfektionen) und antiviralen Medikamenten zur Infektionsprophylaxe und -therapie sowie Bluttransfusionen bei Anämie und Thrombozytopenie inklusive der medikamentösen Behandlung von Übelkeit und Schmerzzuständen.
FAQ zu Leukämie: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wie ist die Prognose bei Leukämie?
Die Prognose variiert je nach Leukämieform und Alter. Bei Kindern mit ALL werden Heilungsraten von über 80 Prozent erreicht. Bei Erwachsenen mit AML liegt die durchschnittliche Fünf-Jahres-Überlebensrate bei 30 Prozent bzw. bis über 40 Prozent bei jüngeren Patienten. Chronische lymphatische Leukämie zeigt oft einen langsamen Verlauf mit langen Überlebenszeiten. Etwa 35 Prozent aller erwachsenen Leukämiepatienten haben eine Lebenszeitspanne von zehn Jahre nach Diagnosestellung.
Gibt es zwischen Strahlentherapien in der Vergangenheit und Blutkrebs einen Zusammenhang?
Ja, ionisierende Strahlung gehört zu den bekannten Risikofaktoren und kann auch noch Jahre später das Risiko an Leukämie zu erkranken erhöhen. Besonders die Kombination einer Behandlung mit Zytostatika und die Bestrahlung bei vorherigen Krebserkrankungen begünstigen die Entwicklung einer sekundären Leukämie. Das Risiko hängt von der Strahlendosis und dem bestrahlten Körperbereich ab.
Wie schnell intensiviert sich eine chronische Leukämie?
Chronische Leukämien verlaufen sehr unterschiedlich. Viele Patienten haben über Jahre einen stabilen Zustand ohne Therapiebedarf und kaum Einschränkungen im Alltag. Die chronische lymphatische Leukämie zeichnet sich durch einen besonders langsamen Verlauf aus, manche Betroffene benötigen zeitlebens keine Behandlung. Bei chronischer myeloischer Leukämie ermöglichen Medikamente eine langfristige Krankheitskontrolle. Eine Verschlechterung der Situation kann jedoch jederzeit eintreten, weshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig sind.
[1] Baruchel A, Bourquin JP, Crispino J, Cuartero S, Hasle H, Hitzler J, Klusmann JH, Izraeli S, Lane AA, Malinge S, Rabin KR, Roberts I, Ryeom S, Tasian SK, Wagenblast E. Down syndrome and leukemia: from basic mechanisms to clinical advances. Haematologica. 2023 Oct 1;108(10):2570-2581. doi: 10.3324/haematol.2023.283225. PMID: 37439336; PMCID: PMC10542835.
[2] Shammas T, Peiris MN, Meyer AN, Donoghue DJ. BCR-ABL: The molecular mastermind behind chronic myeloid leukemia. Cytokine Growth Factor Rev. 2025 Jun;83:45-58. doi: 10.1016/j.cytogfr.2025.05.001. Epub 2025 May 10. PMID: 40360311.