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Unfälle passieren im Alltag immer wieder. Häufig führen sie zu Verletzungen von Weichgewebe. Bei der Bewertung von Muskelrissen oder Verletzungen der Bänder setzt die Medizin auch auf Ultraschalluntersuchungen. In welchen Situationen kommt die Sonographie zum Einsatz und welche Vorteile hat sie? Dies und mehr erfahren Sie in unserem Magazinbeitrag.
Inhalt

Überblick: Die Ultraschalluntersuchung zur Diagnose von Weichteilverletzungen

Weichgewebe- bzw. Weichteilverletzungen sind in der medizinischen Praxis eine häufige Indikation. Ihre Untersuchung erfolgt auch mit bildgebenden Methoden in der Radiologie. Eine dieser Methoden ist die Sonographie, die auch als “Ultraschalluntersuchung” bekannt ist, welche den Vorteil einer schnellen Befundung bietet.

Eingesetzt wird die Ultraschalluntersuchung in verschiedenen Situationen – wie einer Bewertung von Muskelverletzungen, Rissen von Sehnen und Bändern oder im Zusammenhang mit Fremdkörpern im Weichgewebe. Aber auch zur Klärung der Frage, ob Hämatome und Flüssigkeitsansammlungen chirurgischer Maßnahmen bedürfen, ist die Sonographie in der Notfallmedizin im Einsatz.

ultraschall-untersuchung-weichteilverletzungen

Wie wird Ultraschall zur Untersuchung von Weichteilverletzungen eingesetzt

Wichtige Fakten auf einen Blick:

  • Ultraschalluntersuchung nutzt Schallwellen verschiedener Frequenzbereiche
  • Frequenz bestimmt Eindringtiefe und Auflösung
  • Untersuchung ist schmerz- und strahlungsfrei

Die Sonographie setzt Schallwellen oberhalb des menschlichen Hörbereichs ein. In der medizinischen Diagnostik werden unterschiedliche Frequenzbereiche angewandt, deren Auswahl von den zu klärenden Sachverhalten abhängt. Die eingesetzte Frequenz entscheidet, bis zu welcher Tiefe eine Darstellung von Strukturen möglich ist. Höhere Frequenzen bieten zwar eine bessere Bildauflösung, erreichen aber nur oberflächliche Gewebestrukturen. Setzt die Sonographie niedrigere Frequenzen ein, ist ein tieferes Eindringen in das Gewebe möglich. Auf der anderen Seite erreicht die Sonographie damit aber auch nur eine geringere Auflösung.

Hochfrequente Schallköpfe stellen beispielsweise Weichteilverletzungen der Sehnen dar. Mit dem mittleren Frequenzbereich werden Verletzungen der Muskeln oder tiefere Hämatome untersucht, während das niedrige Frequenzspektrum zur Betrachtung innenliegender Organe verwendet wird.

Die Ultraschalluntersuchung bietet mehrere Vorteile. Dazu gehört, dass sie Ärzten sofort – also in Echtzeit – Informationen zu den Weichteilverletzungen liefert. Ein zweiter wichtiger Vorteil: Mithilfe der Sonographie lassen sich Untersuchungen für den Patienten vollkommen schmerzfrei durchführen. Da außerdem keine jodhaltigen Kontrastmittel wie beim Röntgen im Einsatz sind, ist das Risiko für Nebenwirkungen sehr viel geringer. Zusätzlich besteht kein Strahlungsrisiko bei der Untersuchung.

Welche Weichteilverletzungen werden mit Ultraschall untersucht?

Wichtige Fakten auf einen Blick:

  • Darstellung von Weichgewebe über Abweichungen vom normalen Echo
  • Flüssigkeiten stellen sich anechogen dar
  • Fremdkörper wie Splitter meist mit deutlichem Echo

In der Radiologie liefern die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) sehr detaillierte Bilder von körperinneren Strukturen. Für die schnelle Beurteilung des Schweregrades einer Verletzung des Weichgewebes und der Lokalisation bietet sich die Sonographie wegen der genannten Vorteile und der Verfügbarkeit tragbarer Geräte an. Im Zusammenhang mit welchen Verletzungsmustern kommt die Methode zum Einsatz?

Verletzungen der Muskeln

Eine häufige Verletzung des Weichgewebes betrifft die Muskeln. Es kommt bei Unfällen (in der Freizeit oder am Arbeitsplatz, die vom D-Arzt behandelt werden) oft zu Muskelzerrungen, Muskelfaserrissen und der Entstehung schwerer Hämatome. Die Ultraschalluntersuchung ist in diesem Zusammenhang ein wertvolles Diagnostikwerkzeug, um die Art und das Ausmaß solcher Verletzungen schnell und präzise zu beurteilen.

Muskelfaserrisse, die oft durch eine plötzliche Überlastung entstehen, lassen sich nach etwa 24 Stunden im Ultraschall beurteilen. Reißt ein Muskel komplett ein, entsteht eine Muskelruptur, die mit einer Ultraschalluntersuchung ebenfalls diagnostiziert werden kann. Durch Muskelverletzungen bilden sich häufig Hämatome. Das akute Hämatom erzeugt kein Echo in der Sonographie, es sind aber asymmetrische Weichteilveränderungen zu beobachten.

Sehnen- und Bänderverletzungen im Ultraschall

Bei Unfällen sind neben den Muskeln nicht selten auch die Bänder und Sehnen betroffen. Deren Verletzung ist nicht nur schmerzhaft, sondern mit einer Ruptur gehen auch Funktionseinschränkungen einher. Eine gerissene Sehne oder gerissene Bänder sind zusätzlich problematisch für die Stabilität bei Bewegungen. Oft betreffen die Verletzungen den Schulterbereich, den Hand-Finger-Bereich, das Knie und die Achillessehne.

In der medizinischen Praxis müssen Teilrisse oder eine Ruptur beispielsweise der Achillessehne diagnostiziert und behandelt werden. Aber auch Tendinopathien der Sehnen (degenerative Veränderungen, wie eine Verdickung der Achillessehne) fallen in das Spektrum der Weichgewebeverletzungen, die mit Ultraschall untersucht werden.

Mit einer Ultraschalluntersuchung können einerseits Veränderungen des Gewebes erkannt werden. Auf der anderen Seite zeigt sich bei Rupturen nicht selten auch die Bildung von Flüssigkeitsansammlungen wie Hämatomen.

Fremdkörper im Weichgewebe

Die radiologische Praxis muss sich immer wieder auch mit Fremdkörpern im Weichgewebe beschäftigen. Deren Eindringen kann sehr unterschiedliche Ursachen haben, ist in der Regel aber die Folge eines Unfalls. Betroffenen kann der ganze Körper sein. Besteht der Verdacht auf Fremdkörper im Weichgewebe, wird meist zuerst ein Röntgenbild angefertigt.

Allerdings sind Holz und Kunststoff hier schwerer als Glas und Metall zu entdecken. In der Ultraschalluntersuchung verursachen Fremdkörper dagegen sehr deutliche Echos. Besonders gut sind die Fremdkörper in den ersten Stunden nach dem Eindringen nachweisbar. Speziell bei Holz verringern sich die Echos aber nach einiger Zeit. Zusätzlich entstehen Veränderungen durch Flüssigkeitsansammlungen und Granulationsgewebe.

Hämatome und Flüssigkeitsansammlungen

Bei Verletzungen des Weichgewebes werden auch Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Einblutung in das Gewebe entstehen Hämatome. Ein Beispiel wäre der im Volksmund bekannte blaue Fleck. Gerade bei Muskel- und Sehnenrissen kann das Hämatom größere Areale betreffen.

Ob ein Behandlungsbedarf im Hinblick auf eine chirurgische Drainage notwendig ist, lässt sich mit einer Sonographie bewerten. Frische Hämatome stellen sich dunkel dar, während ein älteres Hämatom echoreicher im Ultraschall erscheint. Hinsichtlich der Untersuchung von Flüssigkeitsansammlungen lassen sich durch den Ultraschall Transsudate und Exsudate unterscheiden. Letztere haben ihre Ursache in entzündlichen Prozessen und sind im Gegensatz zu den nicht-entzündlichen Transsudaten nicht komplett echofrei.

Die Sonographie hat im Zusammenhang mit Hämatomen und Flüssigkeitsansammlungen die Aufgabe, Echtzeitbilder zur Lokalisation und Abklärung des Behandlungsbedarfs zu liefern. Darüber hinaus kommt der Ultraschall zur Verlaufskontrolle zum Einsatz.

Verletzungen innerer Organe

Im Zuge von Unfällen kommt es auch häufig zu einer Verletzung innerer Organe. Mithilfe der Ultraschalluntersuchung kann in der Notfallmedizin schnell eine erste Bewertung vorgenommen werden. Traumapatienten werden nach der FAST-Methode (Focused Assessment with Sonography for Trauma) hinsichtlich des Vorliegens innerer Blutungen untersucht.

Dabei konzentriert sich die Untersuchung auf die vier Quadranten: Oberbauch, Unterbauch, rechts- und linksseitige Flanke. Die Ultraschalluntersuchung zeigt dabei das Vorhandensein freier Flüssigkeiten an und mögliche Lageveränderungen der Organe durch die vorhandene Flüssigkeit. Zusätzlich liefert die Sonographie Hinweise auf mögliche Verletzungen der inneren Organe. Im Rahmen der notfallmedizinischen Bewertung kommt seit einigen Jahren der kontrastverstärkte Ultraschall (CEUS) zum Einsatz [1].

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Ablauf der Ultraschalluntersuchung

Wichtige Fakten auf einen Blick:

  • allgemein keine besonderen Vorbereitungen für Ultraschalluntersuchung nötig
  • Verwendung von Ultraschallgel zur besseren Schallübertragung
  • Schallkopf sendet und empfängt Schallwellen

Zu den Vorteilen des Ultraschalls gehört die Tatsache, dass Bilder direkt in Echtzeit und die auf ihnen zu sehenden Bewegungen bewertet werden können. Die Untersuchung selbst läuft für den Patienten schmerzfrei und belastungsarm ab. Nach dem Auftragen des Ultraschallgels, das den Kontakt mit der Haut und die Darstellung der untersuchten Strukturen verbessert, führt der Arzt den Schallkopf über die zu untersuchende Region.

Der Schallkopf empfängt die reflektierten Echos, welche über einen Monitor angezeigt werden. Während der Untersuchung kann der Arzt Veränderungen bei Bewegungen beobachten, die Strukturen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und in den Abbildungen verschiedene Bereiche markieren oder vergrößern. Eine Vorbereitung des Patienten auf die Untersuchung ist in den meisten Fällen nicht notwendig.

Wie geht es nach der Ultraschalluntersuchung weiter?

Durch die Möglichkeit, alle relevanten Strukturen in Echtzeit zu betrachten, kann der Arzt die Situation umgehend bewerten. Wie es nach der Sonographie weitergeht, entscheidet sich anhand des Ergebnisses. Bänderrisse werden häufig konservativ – also ohne eine Operation – behandelt. Gleiches gilt für muskuläre Verletzungen, wie den Muskelfaserriss. Besonders wichtig ist für diese Verletzungen eine Schonung von Muskeln, Bändern und Sehnen. Schmerzen werden über die Einnahmen von Schmerzmitteln behandelt.

Das klinische Bild einer Verletzung kann aber zu dem Ergebnis führen, dass ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist – etwa im Zusammenhang mit Flüssigkeitsansammlungen, für deren Behandlung eine Drainage notwendig ist, oder im Fall einer vollständig gerissenen Achillessehne (wenn die Distanz zwischen den gerissenen Sehnenenden zu groß ist). Unter Umständen sind nach der Sonographie weitere Untersuchungen mit anderen bildgebenden Verfahren erforderlich, wenn das Ergebnis im Ultraschall nicht eindeutig ist.

Fazit: Ultraschall für eine breite Palette an Verletzungen im Einsatz

In der Medizin hat sich die Sonographie als Untersuchungsmethode in einem breiten Spektrum verschiedener Situationen bewährt. Die Notfallmedizin setzt die Sonographie unter anderem bei muskulären Verletzungen, wenn Bänder und Sehnen betroffen sind oder zur Suche nach freier Flüssigkeit im Bauchraum ein. Besonders die Tatsache, dass die Ultraschalluntersuchung für den Patienten schmerzfrei ist, Bilder in Echtzeit liefert und sie inzwischen mit mobile Geräten durchgeführt werden kann, lässt sie zu einem wichtigen diagnostischen Werkzeug bei Weichteilverletzungen werden. 


[1] Michels G, Horn R, Helfen A, Hagendorff A, Jung C, Hoffmann B, Jaspers N, Kinkel H, Greim CA, Knebel F, Bauersachs J, Busch HJ, Kiefl D, Spiel AO, Marx G, Dietrich CF. Standardisierte Kontrastmittelsonographie (CEUS) in der klinischen Akut- und Notfallmedizin sowie Intensivmedizin (CEUS Akut) : Konsensuspapier der DGIIN, DIVI, DGINA, DGAI, DGK, ÖGUM, SGUM und DEGUM [Standardized contrast-enhanced ultrasound (CEUS) in clinical acute and emergency medicine and critical care (CEUS Acute) : Consensus statement of DGIIN, DIVI, DGINA, DGAI, DGK, ÖGUM, SGUM and DEGUM]. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2022 Feb;117(Suppl 1):1-23. German. doi: 10.1007/s00063-021-00891-4. Erratum in: Med Klin Intensivmed Notfmed. 2022 Feb;117(Suppl 1):24. doi: 10.1007/s00063-022-00901-z. PMID: 35006320.

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