Erkennung von Lebererkrankungen: Ultraschall, CT oder MRT?
Die Leber vollbringt jeden Tag Höchstleistungen und ist eines der wichtigen Stoffwechselorgane im Körper. Schätzungen – unter anderem des Ärzteblattes [1] – gehen davon aus, dass in Deutschland circa fünf Millionen Menschen von Lebererkrankungen betroffen sind. Viele Pathologien machen sich im Anfangsstadium allerdings kaum bemerkbar.
Dank moderner Entwicklungen in der Medizin können selbst fortgeschrittene Erkrankungen zunehmend gut behandelt werden. Dennoch bleibt es für die Stellung einer günstigen Prognose entscheidend, eine Lebererkrankung so früh wie möglich zu erkennen. Welches radiologische Bildgebungsverfahren ist hierfür besonders geeignet?

Die Leber – Anatomie und Funktion
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Lage direkt im rechten Oberbauch
- wichtige Stoffwechsel- und Speicherfunktion
- übernimmt Aufgaben in der Entgiftung (beispielsweise von Alkohol)
Die Leber gehört zu den größten Organen des menschlichen Körpers und erfüllt eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen. Sie liegt im rechten Oberbauch direkt unter dem Zwerchfell und besitzt eine dreieckige Form.
Anatomisch gliedert sich die Leber in:
- den rechten und linken Leberlappen,
- den Lobus quadratus und
- den Lobus caudatus.
Funktionell besteht sie aus verschiedenen Segmenten und ist aus spezifischen Zellen aufgebaut, welche ihre Funktionen erst möglich machen. Einige Zelltypen übernehmen beispielsweise immunologische Aufgaben, während andere wiederum eine Speicherfunktion haben. Hepatozyten, die Zellen des Leberparenchyms, sind für die zentralen Stoffwechselfunktionen verantwortlich, einschließlich der Produktion und Ausscheidung von Galle im Rahmen des Bilirubin-Stoffwechsels.
Im Körper übernimmt die Leber zahlreiche Aufgaben: Sie spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel, ist an Entgiftungsprozessen beteiligt und fungiert als Speicherorgan für verschiedene Substanzen. Zudem reguliert sie den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel.
Parallel spielt das Organ für die Neutralisierung von Ammoniak oder Alkohol und die Verstoffwechselung verschiedener anderer Stoffe, wie Arzneimittelwirkstoffe, eine große Rolle. Eine weitere wichtige Funktion der Leber ist die Produktion der Galle, welche für die Fettverdauung essentiell ist.
Außerdem ist sie eines der wichtigen Speicherorgane. Unter anderem werden über die Leber Glykogen sowie verschiedene Mineralstoffe (beispielsweise Eisen) und Vitamine für den Körper vorgehalten.
Welche Erkrankungen der Leber können auftreten?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Diverse Lebererkrankungen hängen mit Lebensstilfaktoren zusammen.
- Leberzirrhose und Fettleber sind weit verbreitet.
- Viele Tumore metastasieren in die Leber.
Im medizinischen Alltag gibt es eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder, die die Leber betreffen. Einige der Erkrankungen lassen sich direkt mit dem Lebensstil assoziieren, wie zum Beispiel die Leberzirrhose. Andere Pathologien stehen dagegen im Zusammenhang mit Infektionen.
Leberzirrhose
Die Leberzirrhose gehört zu den schwerwiegenden Pathologien, die im Zusammenhang mit der Leber auftreten können. Dabei wird das gesunde Leberparenchym zunehmend durch narbiges Bindegewebe ersetzt, was letztlich zu einem fortschreitenden Funktionsverlust der Leber führt.
Zu den häufigen Auslösern der Erkrankung gehören chronischer Alkoholmissbrauch, Infektionen wie Hepatitis und Fettlebererkrankungen (steatotische Lebererkrankung, früher nicht-alkoholische Fettlebererkrankung, NAFLD). Eine besondere medizinische Herausforderung stellt dabei die Tatsache dar, dass die Leber selbst keine Schmerzrezeptoren besitzt, weshalb Anzeichen einer Erkrankung oft erst spät oder als Zufallsbefund erkannt werden.
In Bezug auf die Erkrankungsrate gibt es unterschiedliche Schätzungen, die von etwa 500.000 bis einer Million betroffenen Personen in Deutschland ausgehen.
Fettlebererkrankung (SLD, Steatotic Liver Disease)
Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die beim Fortschreiten auch in eine Leberzirrhose übergehen kann. Die Ursache für das Entstehen der sogenannten Fettleber ist eine Akkumulation von Fett in den Hepatozyten. Patienten leiden häufig an Übergewicht, Adipositas, Störungen im Insulinstoffwechsel oder dem metabolischen Syndrom.
Innerhalb der SLD gibt es die metabolische Dysfunktions-assoziierte Steatotische Lebererkrankung (MASLD, Metabolic Dysfunction-Associated Steatotic Liver Disease) und die metabolische Dysfunktions-assoziierte Steatohepatitis (MASH, Metabolic Dysfunction-Associated Steatohepatitis). Zu den besonderen Risikofaktoren zählen Übergewicht und Bewegungsmangel, Diabetes oder eine Hyperlipidämie (Störung des Fettstoffwechsels).
Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom – HCC)
Das Leberzellkarzinom entsteht als maligner Tumor direkt aus den Zellen des Lebergewebes, weshalb in diesem Zusammenhang auch die Bezeichnung primärer Leberkrebs verwendet wird. Mit knapp 10.000 Neuerkrankungen pro Jahr handelt es sich um einen eher seltenen Tumor. Leider verursacht das Leberzellkarzinom selbst keine typischen Symptome, weshalb Diagnosen häufig erst spät gestellt werden.
Eine zweite Tumorvariante, die den primären Lebertumoren zugerechnet wird, ist der Gallengangskrebs, sofern er seinen Ursprung in der Leber hat (intrahepatisch). Der Anteil des Leberzellkarzinoms an den primären Tumoren macht knapp 60 Prozent aus.
Chronische Lebererkrankungen wie Leberzirrhose oder chronische Hepatitis, Infektionen sowie Fettlebererkrankungen begünstigen die Entstehung des Tumors.
Leberhämangiom
Beim Leberhämangiom handelt es sich um eine gutartige Läsion der Leber, die auf Gefäßfehlbildungen (venöse Malformationen) zurückzuführen ist. In der medizinischen Praxis sind Hämangiome der häufigste gutartige Tumor der Leber. Es wird angenommen, dass etwa ein Fünftel der Bevölkerung davon betroffen ist.
Da es oft zu keinen Beschwerden kommt, ist das Leberhämangiom immer wieder ein Zufallsbefund in radiologischen Untersuchungen der Leber. Eine Therapie wird eingeleitet, wenn es zu Beschwerden kommt, das Leberhämangiom benachbarte Organe verdrängt oder seine Größe sehr stark verändert.
Metastasen in der Leber
Aus Leberzellen kann sich ein primärer Tumor bilden. Viele Krebsarten haben die Eigenschaft, hämatologisch (also über das Blut) oder lymphatisch zu metastasieren. Krebszellen wandern ab und siedeln sich in anderen Organen an. Dabei erreichen die einzelnen Krebsarten eine sehr unterschiedliche Aggressivität.
Zu den Organen, die häufig von Metastasen betroffen sind, gehört auch die Leber. Tumore aus dem Magen-Darm-Trakt, der Lunge oder der Bauchspeicheldrüse neigen dazu, in die Leber zu metastasieren. Die ersten Symptome sind meist unspezifisch und lassen sich ohne weiterführende Diagnoseverfahren nicht eindeutig einer Erkrankung zuordnen.
Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit)
Bei der Hämochromatose handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, die verschiedene Organe – unter anderem auch die Leber – betreffen kann. Es kommt im Rahmen der Erkrankung zu einer vermehrten Einlagerung von Eisen. Ursachen für die Hämochromatose kann einerseits ein Gendefekt sein, auf der anderen Seite entsteht die Erkrankung im Zusammenhang mit einer erhöhten Eisenaufnahme durch den Darm bzw. einer krankhaften Einlagerung des Mineralstoffs Eisen in der Leber.
Zu der erhöhten Aufnahme aus dem Darm kommt es häufig im Zusammenhang mit hämatologischen Erkrankungen. Dazu zählen beispielsweise Störungen in der Hämoglobinbildung (Thalassämien), Sichelzellanämie oder das myelodysplastische Syndrom.
Zysten und Abszesse
Zysten und Abszesse sind Raumforderungen der Leber, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Größe und Form sind variabel, jedoch handelt es sich in beiden Fällen um abgekapselte Hohlräume. Leberzysten sind häufig gutartig, während der Leberabszess durch eine Eiteransammlung gekennzeichnet ist.
Neben Primärinfektionen der Leber kann auch die Ausbreitung einer Entzündung aus dem Nachbargewebe zu einem Abszess (sekundärer Leberabszess) führen. Ein besonderes Risiko geht von den eitergefüllten Hohlräumen aus, wenn es zu einem Riss kommt, da Erreger dann in den freien Bauchraum gelangen können.
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Die Lebererkrankungen in der Sonographie
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- vollständig strahlungsfreie Untersuchungsmethode
- kann direkt ohne Vorbereitung durchgeführt werden
- grenzt Zysten und Abszesse deutlich voneinander ab
Für die Bewertung von Symptomen und für die Diagnose von Lebererkrankungen sind verschiedene bildgebende Verfahren im Einsatz. Eine verbreitete Methode ist die Sonographie (Ultraschall). Dabei wird mit Schallwellen gearbeitet, die von einem Schallkopf erzeugt und auf das Gewebe abgestrahlt werden.
Mithilfe der Echos kann das Ultraschallgerät in Echtzeit ein Bild der anatomischen Strukturen erzeugen. Je nach Echogenität (Reflexion der Schallwellen) stellen sich Auffälligkeiten der Leber unterschiedlich dar.
Beispielsweise sind Zysten im Echobild dunkel, rundlich und klar abgegrenzt. Für einen erfahrenen Radiologen sind abgekapselte und mit Flüssigkeit gefüllte (anechogene) Hohlräume daher schnell zu identifizieren.
In Bezug auf die Untersuchung der Leber bietet die Sonographie folgende weitere Vorteile:
- schnelle Einsatzbereitschaft: Für die Durchführung einer Sonographie ist in der Regel keine spezielle Vorbereitung des Patienten erforderlich.
- funktionelle Bewertung: Mit Ultraschall kann die Durchblutung der Leber untersucht werden.
- Messung der Lebergröße: Viele Erkrankungen zeigen sich durch Veränderungen in der Größe der Leber. Mit Hilfe der Sonographie lässt sich das Organ genau ausmessen.
- keine Strahlung: Der Ultraschall ist ein strahlungsfreies Verfahren, das auch bei Patienten eingesetzt werden kann, für die andere Verfahren aufgrund von Kontraindikationen nicht geeignet sind.
Jedoch hat der Ultraschall auch einige Nachteile: Zum Beispiel kann Adipositas die Untersuchung erschweren und dazu führen, dass die Auflösung möglicherweise nicht ausreicht, um feine Details im Gewebe darzustellen.
Die Lebererkrankungen in der Magnetresonanztomographie (MRT)
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- MRT arbeitet mit Magnetfeldern
- Methode zeigt eine sehr gute Auflösung bei der Darstellung von Weichgewebe
- ermöglicht auch eine funktionelle Bewertung der Leber
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist ein strahlungsfreies Verfahren, welches auf Magnetfeldern und Hochfrequenzimpulsen basiert. In der Medizin wird die MRT benutzt, wenn eine hochauflösende Weichgewebedarstellung gefragt ist, da sich mit der Methode anatomische Strukturen detailliert darstellen lassen.
Durch die Darstellung verschiedener Sequenzen im MRT-Scan ist es möglich, Pathologien wie benigne und maligne Neubildungen oder die Gallengänge eingehend zu untersuchen. Zusätzlich wird durch die Gabe von Gadolinium-basiertem Kontrastmittel eine noch bessere Gewebedifferenzierung erreicht. Beim hepatozellulären Karzinom ist über den MRT-Scan zudem eine Bewertung der Ausbreitung möglich.
Des Weiteren erlauben funktionelle Techniken wie die Diffusionsbildgebung eine Prognoseabschätzung bei malignen Leberläsionen. Mittels MR-Elastographie, die die Gewebekonsistenz darstellt, ermöglicht die MRT eine Beurteilung des Fortschreitens der Leberfibrose – ein wichtiger Aspekt bei der Diagnostik und Behandlung der Leberzirrhose.
Allerdings ist eine MRT-Untersuchung nicht nur an sich sehr zeitaufwändig, Patienten müssen unter anderem auch auf Aspekte wie die Nahrungskarenz achten und alle im Rahmen der Patientenaufklärung erhaltenen Hinweise berücksichtigen. Zudem können die Enge und die lauten Geräusche im Magnetresonanztomographen Beklommenheitsgefühle bei einem Teil der Patienten auslösen.
Lebererkrankungen in der Computertomographie (CT)
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- CT basiert auf dem Einsatz von Röntgenstrahlung
- Schnittbilder der Leber in mehreren Ebenen
- ermöglicht eine schnelle Aufnahme und Bildgebung des Organs
Die Untersuchung mittels Computertomographie (CT) basiert auf dem Einsatz von Röntgenstrahlung. Anders als bei klassischen Röntgenaufnahmen werden hier Schnittbilder in mehreren Ebenen angefertigt. Was die CT in der Radiologie zu einem wichtigen Instrument macht, ist die Kombination aus Schnelligkeit und einer hohen Auflösung der Bilder.
In CT-Scans lassen sich unter anderem Verletzungen der Leber erkennen, weshalb diese Methode besonders nach Unfällen zur Untersuchung auf Gewebetraumata geeignet ist. Durch den Einsatz jodhaltiger Kontrastmittel wird zudem eine bessere Differenzierung von Gewebe und Blutgefäßen ermöglicht. Dadurch können auch Lebertumore und Metastasen sichtbar gemacht werden.
Die Möglichkeit, Messdaten in dreidimensionale Bilder zu überführen, unterstützt die Vorbereitung auf Eingriffe. Zudem bietet die Einbindung der CT-Scans auch bei bildgestützten chirurgischen Verfahren Vorteile.
Zu den Nachteilen gehört ganz klar die Strahlenbelastung durch die Computertomographie. Aufgrund der mehrfachen Aufnahmen liegt die Strahlendosis auch höher als beim herkömmlichen Röntgen. Für einige Patientengruppen gilt daher eine Anwendung der CT als kontraindiziert. Zudem ist beim Einsatz des Kontrastmittels auf Erkrankungen der Nieren und Schilddrüse in besonderer Weise Rücksicht zu nehmen.
Fazit: Jedes Verfahren überzeugt in spezifischen Einsatzszenarien
Im Rahmen der Diagnostik von Lebererkrankungen kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz – von der Anamnese über Blutuntersuchungen bis hin zu bildgebenden Methoden. Sonographie, CT und MRT haben jeweils spezifische Vorteile. Eine Ultraschalluntersuchung eignet sich beispielsweise zur Erstellung einer Erst- oder Übersichtsdiagnose oder für die Suche nach Zysten und Abszessen. Der CT-Scan liefert gute Ergebnisse, wenn es um das Erkennen von Verletzungen geht, bildgestützte Eingriffe begleitet werden müssen oder unter Einsatz eines Kontrastmittels Läsionen zu bewerten sind. In MRT-Aufnahmen lassen sich Tumore und Metastasen dank des hohen Weichteilkontrasts sehr gut unterscheiden. Welches Verfahren in der Radiologie eingesetzt wird, hängt letztlich von der individuellen Fragestellung ab.
FAQ Diagnostik bei Lebererkrankungen: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Kann ich die Gabe von Kontrastmitteln ablehnen?
Für die Gabe von Kontrastmitteln müssen Patienten in der Regel ihr Einverständnis geben. Ohne diese Zustimmung darf das Kontrastmittel nicht eingesetzt werden, was jedoch den diagnostischen Nutzen beeinträchtigen kann.
Wie lange dauert eine MRT-Untersuchung der Leber?
Die Dauer einer Untersuchung im Magnetresonanztomographen richtet sich nach der Fragestellung. Patienten sollten sich darauf einrichten, dass der Scan mindestens 20 Minuten bis 30 Minuten dauert. Mitunter kann eine MRT aber auch noch mehr Zeit in Anspruch nehmen.
Wer entscheidet über die Behandlung der Lebererkrankung?
In der Radiologie wird die Leber mit verschiedenen Verfahren untersucht. Nach der Befundung schlägt jedoch der behandelnde Arzt einen Therapieansatz vor, den er als vielversprechend und für den Patienten geeignet erachtet.
[1] Deutsches Ärzteblatt. (2018). Hepatologie: Erkrankungsinzidenz nimmt zu. Dtsch Arztebl, 115(45), A-2038.