Multidisziplinäre Krebsbehandlung: Die zentrale Rolle der Pathologie
In der modernen Krebsmedizin laufen unterschiedliche Diagnostik- und Behandlungspfade zusammen. Das Ergebnis sind komplexe, multidisziplinäre Therapieansätze, die verschiedene medizinische Fachbereiche ineinandergreifen lassen. Ein wichtiger Bestandteil ist dabei auch die Pathologie.
Die Möglichkeiten dieses medizinischen Teilgebiets gehen über das mikroskopische Betrachten von Gewebeproben hinaus. Inzwischen nutzt die Pathologie Erkenntnisse aus der Mikrobiologie und Biochemie, um spezielle Tumormarker zu identifizieren – mit dem Ziel, eine auf den Tumor-Subtyp angepasste Therapie zu unterstützen.

Die Bedeutung der Pathologie in der Diagnostik
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- In der Pathologie wird Tumorgewebe mit verschiedenen Methoden untersucht.
- Die genaue Kenntnis der Krebszellen ist für die Tumorbestimmung und das Staging entscheidend.
- Mithilfe der Molekularpathologie lassen sich DNA- und Protein-basierte Besonderheiten charakterisieren.
Jede Krebsbehandlung setzt eine umfassende Diagnostik voraus, in die verschiedene Elemente eingebunden sind. Die Labormedizin spielt hier genauso eine Rolle wie bildgebende Verfahren oder die Pathologie. Letztere ist für die Diagnosestellung deshalb von Bedeutung, da sie Möglichkeiten bereitstellt, Gewebe- und Zellproben auf krankheitsbedingte Veränderungen hin zu untersuchen.
Der dabei gewonnene histologische Befund ist mit ausschlaggebend für die Einschätzung des Stadiums der Tumorerkrankung und welcher Zelltyp vorliegt. Damit hat die Pathologie großen Einfluss auf den gesamten Behandlungsprozess. In der pathologischen Diagnostik erfolgen feingewebliche Untersuchung mittels mikroskopischer Verfahren, um Zellstrukturen zu beurteilen.
Durch den Einsatz spezifischer Färbetechniken und der Immunhistochemie lassen sich charakteristische Eigenschaften der Tumorzellen identifizieren. Auf diese Weise gelingt es der Pathologie, den Tumortyp noch genauer zu bestimmen. Neben dem Mikroskop versetzen moderne Techniken und Erkenntnisse aus der Biochemie Pathologen in die Lage, auch auf molekularer Ebene zu arbeiten.
Die Molekularpathologie verfeinert die Erkenntnisse zu einem Tumor deutlich, da sich auf Ebene der Proteine und der DNA (Träger der Erbinformation) wichtige Informationen gewinnen lassen – etwa im Hinblick auf Mutationen, die zu therapierefraktären Tumoren (Krebszellen, die nicht auf klassische Behandlungsmethoden ansprechen) führen. Kann die Pathologie diese spezifischen Parameter erkennen, ist eine Optimierung des Behandlungswegs möglich.
Der Einsatz von Biomarkern für optimierte Behandlungslösungen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- In der Pathologie wird Gewebe nicht nur mit dem Mikroskop untersucht.
- Auf der biochemischen Ebene lassen sich Einflussfaktoren auf die Krebstherapie identifizieren.
- Mit den Ergebnissen der Pathologie ist eine individuell angepasste Behandlungsoptimierung möglich.
In der modernen Pathologie spielt die bio- und molekularchemische Betrachtung der Tumorzellen eine große Rolle. Die Medizin hat in diesem Zusammenhang erkannt, dass verschiedene Tumorparameter auf die Wirksamkeit von Medikamenten und die Prognose erhebliche Auswirkungen haben. Besondere mikrobiologische Merkmale beeinflussen das Verhalten der Tumorzellen und wirken daher als modulierende Faktoren. Diese sogenannten Biomarker werden heute auf unterschiedliche Weise eingesetzt, nämlich als:
- diagnostische Biomarker zur Diagnosestellung,
- prognostische Biomarker zur Informationsgewinnung über das Verhalten der Tumore,
- prädiktive Biomarker zur Feststellung des Ansprechens auf eine bestimmte Therapie.
Wie wichtig die Bestimmung von Biomarkern sein kann, zeigt zum Beispiel der EGFR (Epidermal Growth Factor Receptor), bei dem Mutationen im Zusammenhang mit Lungenadenokarzinomen stehen. EGFR-positive Tumore sprechen in der Behandlung auf Tyrosinkinase-Inhibitoren an. Diese werden mit dem Ziel eingesetzt, das Tumorwachstum zu stoppen oder zu verlangsamen [1].
Ein weiteres Beispiel ist das Vorliegen einer HER2-Überexpression (Human Epidermal Growth Factor Receptor 2). Kann für einen Tumor – zum Beispiel ein Mammakarzinom – eine HER2-Amplifikation nachgewiesen werden, ergibt sich hieraus die Möglichkeit, den Tumor mit einer Anti-HER2-Therapie zielgerichtet zu behandeln (indem Zellgift-Substanzen mit einem Anti-HER2-Antikörper kombiniert werden und sich an den Rezeptor binden) [2].
Das Vorliegen einzelner Mutationen kann auf der anderen Seite auch dazu führen, dass die Krebszellen auf die Behandlung nicht ansprechen. Ohne die Molekularpathologie würde es hier zu einem Therapieversagen kommen, wodurch wertvolle Zeit für eine effektive Behandlung verloren ginge.
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Zusammenwirken von Pathologie und radiologischen Verfahren
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die moderne Krebstherapie verfolgt einen multidisziplinären Ansatz.
- Durch radiologische Diagnostik gewinnt die Medizin Einblick in den strukturellen Aufbau des Tumors.
- Werden Radiologie und Pathologie kombiniert, ist eine noch präzisere Krebstherapie möglich.
Die medizinischen Fachbereiche der Radiologie und der Pathologie bilden eine Kombination in der modernen Krebsdiagnostik und Therapie, die sich in den verschiedenen Stadien ergänzt. Während bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT), die Magnetresonanztomographie (MRT) und die PET-MRT eine strukturelle Darstellung von Tumoren ermöglichen und deren Ausbreitung in benachbartes Gewebe und Größe erfassen, liefert die Pathologie einen histologischen Befund und ermöglicht eine molekulare Charakterisierung.
Die Kombination der verschiedenen Verfahren erlaubt ein präzises Tumorstaging: Mit radiologischen Methoden werden verdächtige Läsionen identifiziert, zum Beispiel in der Prostata oder den Nieren, während die pathologische Untersuchung von Gewebeproben die exakte Tumortypisierung, das Grading und die molekulare Subtypisierung beisteuert. Dieses Zusammenspiel ermöglicht eine umfassende Bestimmung der Stadien sowie eine optimale Therapieplanung.
In der Behandlungsphase übernimmt die Radiologie wieder eine tragende Rolle – unter anderem mit der bildgeführten Therapie. So liefern die bildgebenden Verfahren in der Strahlentherapie eine exakte Zielvolumendefinition, was Voraussetzung für die Dosisplanung ist. Im Rahmen interventioneller Verfahren wie der Brachytherapie oder einer Biopsie ist die radiologische Bildführung essenziell. Die Pathologie dient wiederum der Beobachtung von Tumormarkern und Gewebeauffälligkeiten im Rahmen der Nachsorge. Dieses Ineinandergreifen der verschiedenen Disziplinen optimiert sowohl die diagnostische Genauigkeit als auch die therapeutische Präzision.
Fazit: Ein multidisziplinärer Ansatz in der Diagnostik und Behandlung von Krebs bringt höhere Effektivität
Die Pathologie spielt in der Krebsbehandlung eine große Rolle. Einerseits erlaubt sie die Betrachtung von Krebszellen über die Gewebeproben und ermöglicht die Begutachtung von deren Spezifität. Damit lassen sich auf zellulärer Ebene verschiedene Zelltypen einer Tumorvariante ausmachen. Mittels molekularer Pathologie ist es inzwischen möglich, spezifische Proteine, Wachstumsfaktoren oder Rezeptoren zu identifizieren – um damit eine Optimierung der Behandlung zu erreichen.
Die Pathologie verfügt über bedeutendes Potenzial, das in multidisziplinären Ansätzen zur Behandlung von Tumorerkrankungen zur Geltung kommt. Gerade die enge Verzahnung mit den bildgebenden Verfahren ermöglicht zielgerichtete und patientenindividuell abgestimmte Therapien und damit im Ergebnis eine höhere Effektivität bei der Bekämpfung einer Krebserkrankung.
FAQ zur Pathologie in der multidisziplinären Krebsbehandlung: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Muss ich als Patient für molekularpathologische Untersuchungen bezahlen?
In Deutschland sind pathologische Untersuchungen bei onkologischen Erkrankungen eine Kassenleistung, wenn sie medizinisch notwendig und leitliniengerecht sind. Allerdings kann bei spezialisierten bzw. neuartigen Methoden (die noch nicht Teil des Leistungskatalogs sind) eine Kostenübernahme entfallen.
Können pathologische Tests auch Metastasen vorhersagen?
Mit modernen Verfahren der Pathologie lassen sich die Aggressivität eines Tumors und dessen Neigung zur Ausbreitung mittels bestimmter Biomarker und Genexpressionsmuster besser abschätzen. Gleichwohl ist eine hundertprozentig sichere Vorhersage nicht möglich, da die Metastasierung ein komplexer, zellulärer Prozess ist, der von vielen Faktoren abhängt.
Können pathologische Befunde fehlerhaft sein?
Wie in jedem medizinischen Bereich sind auch in der Pathologie Fehler möglich. Durch engmaschige Kontrollen und die gemeinsame Begutachtung komplexer Sachverhalte durch mehrere Pathologen sollen fehlerhafte Bewertungen in der Pathologie jedoch vermieden werden.
[1] Wiewrodt R, Serke M, Grohé C, Brückl W. Der Einsatz von Tyrosinkinase-Inhibitoren bei aktivierenden EGFR-Mutationen in der Erstlinientherapie beim fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) – aktueller Stand und Entwicklungen [Employing tyrosine kinase inhibitors in the first line treatment of EGFR-positive metastatic NSCLC – state of the art and recent developments]. Pneumologie. 2013 Sep;67(9):494-501. German. doi: 10.1055/s-0033-1344337. Epub 2013 Sep 4. PMID: 24006195.
[2] Denkert C, Lebeau A, Schildhaus HU, Jackisch C, Rüschoff J. Neue Therapiemöglichkeiten beim metastasierten HER2-low-Mammakarzinom : Konsequenzen für die histopathologische Diagnostik [New treatment options for metastatic HER2-low breast cancer : Consequences for histopathological diagnosis]. Pathologie (Heidelb). 2022 Nov;43(6):457-466. German. doi: 10.1007/s00292-022-01124-x. Epub 2022 Oct 13. PMID: 36227345; PMCID: PMC9584988.