Notfalldiagnostik mit Kardio-MRT und Herzultraschall – Bei Verdacht auf Herzinfarkt schnell richtig handeln
Akute Brustschmerzen sind einer der häufigsten Gründe, aus denen notärztliche Hilfe gerufen wird. Neben anderen Möglichkeiten kommt grundsätzlich auch ein lebensbedrohlicher Herzinfarkt als Ursache der Beschwerden in Betracht. Die Herausforderung besteht darin, schnell und zuverlässig zwischen einem akuten Koronarsyndrom (ACS, akute Durchblutungsstörung des Herzens, zu der auch der Herzinfarkt gehört) und anderen Ursachen zu unterscheiden.
In der Notfallmedizin spielen moderne Verfahren zur Bildgebung wie die Kardio-MRT, die Kardio-CT und der Herzultraschall eine immer wichtigere Rolle. Wann kommen die einzelnen Verfahren zum Einsatz und wie zuverlässig ist ein Herzinfarkt damit zu erkennen? – Dies und mehr erfahren Sie im vorliegenden Ratgeber.
Symptome eines Herzinfarkts – Warnzeichen richtig deuten
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Das Leitsymptom sind heftige, anhaltende Brustschmerzen.
- Die Schmerzen strahlen oft in den linken Arm, Kiefer, Hals oder den Oberbauch aus.
- Bei bestimmten Personengruppen treten atypische Symptome auf.
Ein Herzinfarkt entsteht, wenn ein Blutgerinnsel Herzkranzgefäße verschließt und dadurch Teile des Herzmuskels von der Versorgung mit Sauerstoff abgeschnitten werden. Zwar zeigen sich Infarkte häufig durch klassische Symptome. Bekannt ist heute aber auch, dass knapp die Hälfte der Fälle vergleichsweise unauffällig („stumm“) verlaufen [1].
Das Leitsymptom ist ein plötzlich auftretender, heftiger Schmerz im Brustbereich. Betroffene beschreiben diesen oft als massiven Druck, ein Engegefühl oder ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein. Die Schmerzen können in den linken Arm, den Unterkiefer, den Hals, den Rücken oder den Oberbauch ausstrahlen. Typisch ist, dass sie länger als fünf Minuten anhalten und sich nicht durch Ruhe oder eine Veränderung der Lagerung bessern.
Hierbei handelt es sich bereits um ein mögliches Unterscheidungskriterium zur Angina pectoris, die sich ähnlich anfühlen kann, bei der Beschwerden aber meist nach wenigen Minuten Ruhe wieder verschwinden.
Begleitend kommen bei einem Herzinfarkt oft Symptome wie
- ausgeprägte Atemnot,
- kalter Schweiß,
- Übelkeit und Erbrechen,
- blasse Gesichtsfarbe
hinzu.
Weiterhin berichten Betroffene, während des Infarkts eine massive Angst und Unruhe zu verspüren. Weitere Alarmzeichen können eine flacher werdende und sich beschleunigende Atmung sowie ein unregelmäßiger Puls sein (Tachykardie). Hin und wieder entsteht auch das Gefühl einer Enge im Hals bzw. von Schluckbeschwerden.
Diese typischen Symptome sollten Betroffene bzw. Anwesende sofort zur Verständigung des Notarztes veranlassen. Sehr schwierig ist der sogenannte „stumme Infarkt“ zu erkennen. Dieser atypische Verlauf tritt tendenziell eher bei Frauen, älteren Menschen und Diabetikern auf.
Dabei fehlt es – mitunter vollständig – an klassischen Anzeichen wie den beschriebenen Brustschmerzen. Stattdessen dominieren unspezifische Beschwerden, zu denen unter anderem
- Oberbauchschmerzen,
- Übelkeit sowie Erbrechen,
- starke Müdigkeit ohne erkennbare Ursache,
- Schwindelgefühle
gehören. Teilweise werden auch Rückenschmerzen zwischen den Schulterblättern und ein Druckgefühl im Oberbauch wahrgenommen.
Dieser Mangel an Spezifität in den Beschwerden erweist sich als zusätzliche Gefahrenquelle. Je länger die Durchblutung unterbrochen ist, desto mehr Herzmuskelzellen sterben ab. Längerfristig kann ein Herzinfarkt, der zum Beispiel aufgrund seiner sehr begrenzten Größe unerkannt und unbehandelt bleibt, zu Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder im schlimmsten Fall auch zum Herzversagen führen.
Wie sieht das richtige Verhalten in einer solchen Notsituation aus? Grundsätzlich ist der erste Anlaufpunkt der Notruf (112). Angehörige, Kollegen oder Zeugen sollten Betroffene beruhigen, den Oberkörper hoch lagern (entlastet das Herz) und sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Bei Bewusstlosigkeit und Atemstillstand sollte unmittelbar eine Herzdruckmassage durchgeführt werden.
Verdacht auf Herzinfarkt: Erste Diagnostik in der Notaufnahme
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Zu den ersten Schritten gehört das Anfertigen eines EKGs.
- Die Bestimmung des Troponinwerts ist eine wichtige Laboruntersuchung.
- Weitere Blutwerte können für die Differenzialdiagnostik relevant sein.
Beim Verdacht auf einen Herzinfarkt erfolgt immer die Aufnahme in die Notfallambulanz. Hier beginnt ein standardisiertes Diagnostikprogramm. In einem ersten Schritt erfolgt die klinische Untersuchung mit einer Erfassung der Vitalparameter, also von
- Blutdruck,
- Herzfrequenz,
- Sauerstoffsättigung und
- Atemfrequenz.
Per Überwachungsmonitor wird kontinuierlich die Herzfunktion beobachtet. Das Elektrokardiogramm (EKG) ist das erste diagnostische Instrument und wird innerhalb der ersten Minuten abgeleitet. Bei einem akuten Infarkt sind hier häufig charakteristische Veränderungen erkennbar. Zum Beispiel weisen sogenannte „ST-Streckenhebungen“ auf einen STEMI (ST-Hebungsinfarkt) hin, bei dem es zu einem vollständigen Gefäßverschluss kommt. In diesem Fall wird eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt, da eine schnelle Intervention erforderlich ist.
Bei anderen Veränderungen wie ST-Streckensenkungen, T-Wellen-Inversionen oder wenn das EKG unauffällig ist, wird in der Herzmedizin (Kardiologie) von einem NSTEMI (Nicht-ST-Hebungsinfarkt) oder einer instabilen Angina pectoris ausgegangen, was eine weiterführende Diagnostik zur Folge hat.
Parallel zu den ersten Untersuchungen wird Blut abgenommen, um wichtige Laborparameter bestimmen zu können. Kardiologische Biomarker, insbesondere das Troponin, spielen für die Bewertung der Patientensituation eine Rolle. Dabei handelt es sich um ein Protein, das beim Absterben von Herzmuskelzellen freigesetzt wird.
Erhöhte Werte können auf einen Herzinfarkt hinweisen, müssen aber im zeitlichen Verlauf beurteilt werden, da sie erst einige Stunden nach Symptombeginn ansteigen. Moderne, hochsensitive Troponintests können bereits nach einer kurzen Zeitspanne (im Bereich von einer Stunde) relevante Veränderungen nachweisen. Um die Verlaufskurve des Troponins zu beurteilen, werden serielle Parameterbestimmungen durchgeführt.
Darüber hinaus lassen sich im Labor weitere Parameter bestimmen. Dazu gehören unter anderem:
- CK-MB (Kreatinkinase-MB, ebenfalls ein Herzmuskelmarker)
- Entzündungswerte
- Nierenwerte
- Elektrolyte (Mineralstoffe) im Blut
Diese helfen, Risikofaktoren zu identifizieren, die Therapie zu steuern oder eventuelle Differenzialdiagnosen zu stützen. Zum Beispiel lässt sich mit einem D-Dimer-Test eine Lungenembolie als Differenzialdiagnose ausschließen.
Herzultraschall in der Akutdiagnostik
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Der Ultraschall ist eine sehr schnell verfügbare, bildgebende Untersuchung.
- Die Untersuchung kann transthorakal oder über die Speiseröhre durchgeführt werden.
- Mit der Echokardiographie sind Wandbewegungsstörungen darstellbar.
Die Echokardiographie (Herzultraschall) ist insbesondere deshalb ein wichtiges bildgebendes Verfahren in der Notfalldiagnostik, weil es schnell verfügbar und nicht-invasiv ist und direkt ohne umfassende Vorbereitung durchgeführt werden kann. Bei der transthorakalen Echokardiographie (TTE) wird der Schallkopf von außen auf den Brustkorb aufgesetzt. Das Verfahren liefert binnen Minuten Informationen zur Pumpfunktion des Herzens (über die Messung des Anteils des Blutes, der bei jedem Herzschlag ausgeworfen wird). Eine reduzierte Leistung (Ejektionsfraktion) weist auf eine eingeschränkte Herzfunktion hin.
Wichtige Informationen liefert die Beurteilung regionaler Wandbewegungen. Beim Verschluss von Herzkranzgefäßen bewegt sich der betroffene Herzmuskelabschnitt nicht mehr normal: Es kann zu einer verminderten Kontraktion (Hypokinesie), dem vollständigen Ausfall der Kontraktion (Akinesie) oder einer paradoxen Auswölbung (Dyskinesie) kommen. Solche Wandbewegungsstörungen können bereits vor dem Nachweis von Troponin im Blut auftreten. Durch eine Einteilung des Herzens in Segmente sind aus dem Muster der Bewegungsstörung Rückschlüsse auf das betroffene Gefäß möglich.
Die transösophageale Echokardiographie (TEE, hier wird die Ultraschallsonde über die Speiseröhre eingeführt) ermöglicht noch detailliertere Bilder. Sie kommt zum Einsatz, wenn die transthorakale Untersuchung nicht aussagekräftig ist – etwa bei Patienten mit Übergewicht oder Lungenerkrankungen – oder wenn spezielle Fragestellungen wie eine Aortendissektion (Einriss der Hauptschlagaderwand) abgeklärt werden müssen. Die Nähe der Speiseröhre zum Herzen ermöglicht hochauflösende Aufnahmen der Herzstrukturen.
Differenzialdiagnostik im Ultraschall
Mit der Echokardiographie können neben dem Herzinfarkt weitere Ursachen für Brustschmerzen identifiziert werden. Dazu gehören unter anderem:
- Flüssigkeit im Herzbeutel (Perikarderguss, kann auf eine Herzbeutelentzündung oder einen Herzwandeinriss hinweisen),
- Erkrankungen der Herzklappen (zum Beispiel eine akute Mitral- oder Aortenklappeninsuffizienz),
- eine akute Rechtsherzbelastung bei Lungenembolie (Verschluss von Lungengefäßen durch Blutgerinnsel).
Parallel lassen sich mit der Ultraschalluntersuchung auch Komplikationen eines Herzinfarkts wie ein Ventrikelseptumdefekt (Loch in der Herzscheidewand) oder eine Papillarmuskeldysfunktion (Funktionsstörung der Haltemuskeln der Mitralklappe) erkennen. Damit ist der Herzultraschall das als erstes angewendete Bildgebungsverfahren, das den Verdacht auf einen Herzinfarkt erhärten oder entkräften kann.
Kardio-CT zur schnellen Bildgebung am Herzen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten.
- Mit einem Kontrastmittel sind die Herzkranzgefäße darstellbar.
- Die Abbildung von Stenosen kann den Verdacht bestätigen oder einen Infarkt bei deren Fehlen ausschließen.
Die Kardio-CT (Computertomographie (CT) hat als bildgebende Methode in der kardialen Notfalldiagnostik große Bedeutung, da sie in der Lage ist, Herzkranzgefäße sehr gut darzustellen und im Vergleich zur Magnetresonanztomographie (MRT) wesentlich schneller eine Befundung ermöglicht. Das Verfahren setzt auf Röntgenstrahlung und jodhaltiges Kontrastmittel.
Besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt mit niedriger bis mittlerer Vortestwahrscheinlichkeit, liefert das Verfahren wertvolle Informationen bezüglich eines möglichen Verschlusses der Herzkranzgefäße. Sind keine Engstellen in den Koronargefäßen erkennbar, ist ein Herzinfarkt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Der negative prädiktive Wert der Kardio-CT liegt bei über 95 Prozent – was bedeutet, dass bei einem unauffälligen Befund mit sehr hoher Sicherheit kein klinisch relevanter Gefäßverschluss vorliegt [2].
Zudem ist die Kardio-CT in der Lage, Verkalkungen in den Herzkranzgefäßen zu quantifizieren. Der Calcium-Score wird zur Einschätzung des kardiovaskulären Risikos verwendet. Aber: Selbst eine umfangreiche Verkalkung ist kein zwingender Hinweis auf eine Stenose, da auch stark verengte Gefäße immer noch eine Versorgung des Myokards (Herzmuskel) realisieren.
Die CT-Untersuchung hat neben ihrer Schnelligkeit einen weiteren Vorteil: Den Triple-Rule-Out. In einem Untersuchungsgang lassen sich drei lebensbedrohliche Ursachen für Brustschmerzen untersuchen (und ausschließen):
- der Herzinfarkt,
- die Lungenembolie und
- die Aortendissektion.
Dazu kann das Untersuchungsprotokoll so angepasst werden, dass nicht nur die Herzkranzgefäße, sondern auch die Lungenarterien und die gesamte Aorta optimal darstellbar sind. Allerdings ist dies kein Standardverfahren, sondern ein Vorgehen, dass nur in bestimmten Fällen zum Einsatz kommt und eine höhere Strahlenbelastung mit sich bringt.
Folgende Kontraindikationen sprechen gegen die Durchführung einer Kardio-CT:
- Niereninsuffizienz (Kontrastmittel werden über die Nieren ausgeschieden)
- Kontrastmittelallergie
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion, da das jodhaltige Kontrastmittel die Schilddrüsenfunktion beeinflussen kann)
Kardio-MRT – Darstellung von Narbengewebe
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Dank der hochauflösenden Bilder ist eine präzise Darstellung des Herzens möglich.
- In der Untersuchung lassen sich neue und alte Infarktareale voneinander trennen.
- Die Verteilung von Kontrastmittel liefert Hinweise auf Differenzialdiagnosen.
Die Kardio-MRT (MRT des Herzens) ist aufgrund der hochauflösenden Bilder für die nicht-invasive Beurteilung des Herzmuskels inzwischen ein etablierter Standard. Die Schnittbilder erlauben eine umfassende und präzise Analyse der Struktur des Organs.
In der Notfallsituation wird die Kardio-MRT bei unklaren Befunden eingesetzt, wenn das EKG und die Laborwerte nicht eindeutig sind oder wenn das Troponin erhöht, aber kein typischer Infarkt im EKG erkennbar ist. Auch bei jüngeren Patienten ohne klassische Risikofaktoren, bei denen die Vortestwahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt niedrig ist, liefert die MRT wertvolle Informationen.
Zu den Vorteilen der Methode gehört die Eigenschaft, die Unterscheidung zwischen frischem Narbengewebe und älteren Infarktnarben sowie den Nachweis kleiner Infarktherde (die im Ultraschall schnell übersehen werden können) zu ermöglichen. Aufgrund der speziellen Verteilungsmuster des gadoliniumhaltigen Kontrastmittels (Late Gadolinium Enhancement oder LGE) sind geschädigte Herzmuskelareale (Infarktgewebe) darstellbar, da sich das Mittel dort anreichert.
Differenzialdiagnostik mit Kardio-MRT
Das Verteilungsmuster des Kontrastmittels kann auch eine Hinweisquelle für die Differenzialdiagnostik sein. Ein Herzinfarkt zeigt typischerweise eine Kontrastmittelanreicherung in der Innenschicht oder durch die gesamte Wanddicke (transmural). Tritt ein abweichendes Muster auf, können andere Herzerkrankungen als Auslöser der Symptome vorliegen.
Unter anderem lassen sich auf diese Weise
- eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung),
- die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie (stressinduzierte Herzmuskelerkrankung) oder
- anderen Formen der Kardiomyopathie
vom Herzinfarkt unterscheiden.
Diese Erkrankungen lösen ähnliche Symptome wie der Herzinfarkt aus, werden aber anders behandelt und sehen in den MRT-Befunden anders aus. Spezielle Sequenzen (zum Beispiel T2-gewichtete Aufnahmen) zeigen Anzeichen für Ödeme (Wassereinlagerungen) im Herzmuskel, was eher für eine akute Entzündung spricht. Zusätzlich lassen sich mit T1-Mapping-Techniken diffuse Fibrosierungen (verteilte, narbige Veränderungen) des Herzmuskels erkennen.
Zwar ist die Kardio-MRT nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden, dennoch sollte sie aber nicht bei allen Patienten durchgeführt werden. Kontraindikationen sind Herzschrittmacher älterer Bauart und metallische Implantate. Auch bei einer schweren Niereninsuffizienz ist der Einsatz des Kontrastmittels kritisch abzuwägen, da in seltenen Fällen eine nephrogene systemische Fibrose als Komplikation auftreten kann.
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Differenzialdiagnosen: Nicht jeder Brustschmerz ist ein Herzinfarkt
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Für die Symptome können auch verschiedene andere Erkrankungen ursächlich sein.
- Eine Angina pectoris verursacht ähnliche, aber nicht anhaltende Schmerzen.
- Bei einigen Auslösern von Brustschmerzen lassen sich Ödeme im Gewebe erkennen.
Brustschmerzen und Atemnot sind beängstigende Symptome. Die Liste möglicher Ursachen beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Herzinfarkt. Es gibt eine ganze Reihe weiterer kardiologischer und nicht-kardialer Erkrankungen, die als Auslöser infrage kommen.
- Instabile Angina pectoris: Hier sind die Herzkranzgefäße verengt, aber noch nicht vollständig verschlossen. Die Symptome ähneln dem Herzinfarkt, der Troponinwert bleibt jedoch weitgehend normal.
- Perikarditis: Diese verursacht oft als stechend wahrgenommene Brustschmerzen, die sich beim Einatmen, dem Husten oder in der Rückenlage verstärken. Beim Vorbeugen tritt nicht selten eine Besserung auf. Zudem sind im EKG häufig charakteristische ST-Streckenhebungen erkennbar.
- Myokarditis: Die Symptome lassen die Erkrankung mitunter zuerst wie einen Herzinfarkt aussehen. Auslöser sind oft virale Infektionen (zum Beispiel Coxsackie-Viren oder Parvovirus B19). Häufig ist der zeitliche Zusammenhang mit einem Infekt ein wichtiges Indiz.
- Tako-Tsubo-Kardiomyopathie: Die auch als „Broken-Heart-Syndrom“ bekannte Erkrankung steht mit extremen emotionalen oder körperlichen Stress in Zusammenhang und ähnelt einem Herzinfarkt. Allerdings liegt in diesem Fall kein Koronargefäßverschluss vor. Typisch ist dagegen eine in der Bildgebung zu beobachtende Erweiterung der Herzspitze.
- Aortendissektion: Es handelt sich um einen akut lebensbedrohlichen Einriss in der Wand der Hauptschlagader. Dabei treten heftige Schmerzen auf, die oft in den Rücken ausstrahlen. Eine starke Blutdruckdifferenz zwischen beiden Armen kann ein Hinweis auf die Dissektion sein.
- Lungenembolie: Bei einer Lungenembolie verschließen Blutgerinnsel die Lungengefäße. Es entstehen eine plötzliche Atemnot, stechende Brustschmerzen beim Einatmen und mitunter sogar blutiger Auswurf beim Husten.
- Panikattacken: Psychische Beschwerden können mitunter intensive Brustschmerzen mit Todesangst, Atemnot und Herzrasen auslösen. Die Abgrenzung zum Herzinfarkt ist mittels Labor- und bildgebende Untersuchungen möglich.
Fazit: Ultraschall, Kardio-CT und MRT sind in der Herzinfarktdiagnostik essenziell
Bei plötzlich auftretenden Brustschmerzen denken Betroffene schnell an einen Herzinfarkt. Nicht selten ist aber eine andere Ursache für die Beschwerden verantwortlich. Halten die Beschwerden mehrere Minuten an und strahlen in den linken Arm oder die Schulter aus, kann tatsächlich ein Myokardinfarkt dahinterstecken. In der kardialen Notfalldiagnostik existieren mit den radiologischen Verfahren des Herzultraschalls, der Kardio-CT sowie der Kardio-MRT und des Herzkatheters mehrere Optionen, um nicht nur einen Infarkt zu diagnostizieren, sondern auch andere mögliche Auslöser der Symptome zu erkennen. Gerade deshalb ist die radiologische Bildgebung in einer Notfallsituation so wichtig und vorteilhaft.
FAQ zur Herzinfarkt-Notfalldiagnostik: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wie unterscheiden sich Kardio-MRT und Kardio-CT?
Während die CT-Untersuchung auf dem Einsatz von Röntgenstrahlung basiert, werden für die MRT Magnetfelder und Hochfrequenzimpulse genutzt. Damit unterscheiden sich die beiden Verfahren auch im Hinblick auf die Kontraindikationen und die Strahlenbelastung.
Kann sich nach einem stummen Infarkt ein Notfall wiederholen?
Ja, da das Herz durch den stummen Infarkt (der möglicherweise nicht behandelt wurde) bereits vorgeschädigt ist, steigt das Risiko sogar für weitere kardiale Ereignisse. Aus diesem Grund sollten sich Patienten, die eines oder mehrere kritische Symptome bemerken, ärztlich untersuchen lassen.
Warum wird die Kardio-CT der Kardio-MRT bei einem Notfall vorgezogen?
Dafür ist vor allem der zeitliche Faktor ausschlaggebend, da beim Auftreten eines Herzinfarkts jede Minute zählt. Je schneller die Hilfe erfolgt, desto günstiger fällt die Prognose in der Regel aus. Während die Kardio-MRT 45 bis 60 Minuten dauern kann, nimmt die Kardio-CT üblicherweise nur wenige Minuten in Anspruch und ist daher im Fall eines Herzinfarkts gegenüber der MRT im Vorteil. Die Kardio-MRT kann hingegen Antworten auf sehr spezifische Fragen liefern.
[1] Deutsches Ärzteblatt, Fast jeder zweite Herzinfarkt verläuft stumm, online verfügbar unter: Link (Datum des letzten Zugriffs: 30.10.2025).
[2] Sabarudin A, Sun Z. Coronary CT angiography: Diagnostic value and clinical challenges. World J Cardiol. 2013 Dec 26;5(12):473-83. doi: 10.4330/wjc.v5.i12.473. PMID: 24392192; PMCID: PMC3879693.