Entzündungs-PET des Myokards: Brustschmerzen und Atemnot abklären
Wie jedes andere Organ kann auch das Herz von Entzündungen betroffen sein. Die möglichen Auslöser sind vielfältig und reichen von Erregern wie Viren bis hin zu Medikamenten oder Autoimmunprozessen. Da sich die entzündlichen Prozesse oft nur unspezifisch in Form von Brustschmerzen, Fieber oder Kurzatmigkeit äußern, gestaltete sich das Stellen einer zuverlässigen Diagnose in der Vergangenheit oft schwierig.
Mit der Entzündungs-PET steht der Medizin heute jedoch ein nicht-invasives Verfahren zur Verfügung, das bestimmte Zellen (indirekt) sichtbar machen und die Krankheitsprozesse abbilden kann. Die schnelle und präzise Diagnosestellung ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutend, dass eine unbehandelte Entzündung des Herzmuskels zu deutlichen Leistungseinschränkungen, einem chronischen Verlauf und sogar einem plötzlichen Herztod führen kann.

Brustschmerzen, Leistungsschwäche und Atemnot – Alarmsignale, die auf das Herz hindeuten
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Myokardiale Entzündungen beginnen oft mit unspezifischen Symptomen.
- Eine Leistungsminderung und Atemnot sind erste Hinweise auf eine mögliche Beteiligung des Herzens.
- Treten Brustschmerzen kurz nach einem Infekt auf, ist an eine Myokarditis zu denken.
Beschwerden, wie Atemnot oder ein ausgeprägtes Schwächegefühl, bringen Betroffene oft nicht sofort mit einer Erkrankung des Herzens in Verbindung. Gleichwohl kann es sich dabei um Vorboten ernsthafter Komplikationen handeln, die zu schwerwiegenden Folgen führen können. Atemnot (Dyspnoe) schon nach kurzen Strecken, Müdigkeit trotz ausreichenden Schlafs oder Schwindelgefühle – Diese Symptome entstehen, weil das Herz durch die Entzündung in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird. Durch eine Verringerung der Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) kommt es zu einer Minderversorgung des Körpers, die wiederum zu einem Leistungsabfall führt.
Brustschmerzen – die bei einer Beteiligung des Herzens hinter dem Brustbein auftreten – nehmen Betroffene in der Regel als Alarmzeichen wahr. Besonders, wenn diese von Herzrhythmusstörungen begleitet werden (spürbar zum Beispiel als zusätzliche Herzschläge) ist eine Herzerkrankung als Ursache nicht mehr auszuschließen. Zur Abklärung eines Verdachts auf eine entzündliche Erkrankung des Herzens kann unter anderem eine PET-Untersuchung durchgeführt werden.
Die Risiken unbehandelter Erkrankungen reichen von einer chronischen Herzinsuffizienz (Herzschwäche, die Leistungsfähigkeit wird dauerhaft vermindert) über die Rhythmusstörungen bis hin zum plötzlichen Herzversagen als terminale Komplikation.
Myokarditis – wenn sich der Herzmuskel entzündet
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Als Auslöser für die Erkrankung kommen verschiedene Ursachen infrage.
- Besonders häufig tritt die virale Form der Herzmuskelentzündung auf.
- Die Bildung von Ödemen kann auf die Erkrankung hindeuten.
Bei der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Dies bedeutet, dass das pathologische Geschehen verschiedene Auslöser haben kann. Besonders oft sind virale Infektionen verantwortlich, wobei Coxsackie-Viren, das Parvovirus B19 und das Epstein-Barr-Virus für eine besonders hohe Erkrankungsrate bekannt sind.
Bakterielle Infektionen treten seltener auf, können dafür aber schwerwiegende Verläufe verursachen. Zudem besteht ein Risiko, durch Autoimmunprozesse an Myokarditis zu erkranken. Sarkoidose, systemischer Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis können eine Entzündung des Herzmuskels auslösen. Das Immunsystem richtet sich in diesen Fällen gegen körpereigene Strukturen, so auch die Zellen des Herzmuskelgewebes.
Des Weiteren gibt es eine Reihe von Medikamenten und Toxinen, die mit der Entstehung einer Myokarditis in Zusammenhang stehen können. Bestimmte Chemotherapeutika, Antibiotika oder Kokain gehören zu deren Auslösern. Zudem besteht nach einer Strahlentherapie im Brustbereich die Gefahr des Auftretens einer strahlenbedingten Herzmuskelentzündung.
Zu den Herausforderungen in der Diagnostik gehört die Tatsache, dass einige der Krankheitszeichen sehr unspezifisch sind und nicht direkt auf die Grunderkrankung hindeuten. Zudem tritt die Erkrankung bei infektiöser Genese teilweise erst mit Verzögerung nach dem Abklingen der primären Infektbeschwerden auf. Neben den bereits erwähnten Brustschmerzen klagen Betroffene auch über
- grippeähnliche Symptome wie Fieber und
- Schwellungen an Beinen als Hinweis auf die Bildung von Ödemen (Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe).
Funktionsweise und Ablauf der Entzündungs-PET des Myokards
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Bei dem nuklearmedizinischen Verfahren kommen radioaktive Tracer-Verbindungen zur Anwendung.
- Bei der Entzündungs-PET wird ausgenutzt, dass bestimmte inflammatorische Zellen einen erhöhten Zuckerverbrauch aufweisen.
- In Vorbereitung auf die Untersuchung müssen spezielle Ernährungsvorschriften eingehalten werden.
Im Rahmen der bildgebenden Verfahren spielt die PET eine große Rolle, da sie bei verschiedenen Szenarien sehr sensitiv reagiert. Im Rahmen der Untersuchung können verschiedene Tracer (radioaktiv markierte Verbindungen) verwendet werden. Diese binden sich an unterschiedliche Strukturen und heben diese hervor. Häufig wird die PET mit der Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Computertomographie (CT) kombiniert, um die strukturelle Darstellung zu verbessern. Ein Beispiel ist die 13NH3-PET/CT als nuklearmedizinische Untersuchung zur Bestimmung des myokardialen Blutflusses.
Für die Entzündungsdiagnostik macht sich die Medizin den Umstand zunutze, dass Entzündungszellen wie Makrophagen einen erhöhten Zuckerstoffwechsel haben, was eine stärkere Glukoseaufnahme bedeutet. Mit dem Tracer Fluorodeoxyglukose (FDG) sind in den Herzmuskel eingewanderte Entzündungszellen nachweisbar.
Welches radiologische Verfahren zur Unterstützung der Bildgebung eingesetzt wird, hängt von der jeweiligen Fragestellung im konkreten Fall ab. Ein CT-Scan kann zum Beispiel beim Verdacht auf eine Endokarditis oder eine Device-assoziierte Infektion (nach dem Einsetzen eines Implantats) in Betracht kommen. Auch wenn vorliegende Kontraindikationen gegen die MRT sprechen, kann die CT als Alternative in Erwägung gezogen werden.
Ist abzuklären, ob das kardiale Entzündungsgeschehen mit einer Myokarditis oder Sarkoidose in Verbindung steht, kann die Inflammations-PET mit einer MRT kombiniert werden, die Hinweise auf vorliegende Ödeme (deuten unter anderem auf ein akutes Entzündungsgeschehen hin) oder die Bildung von Narbengewebe liefern kann.
Ablauf der PET-Untersuchung
Für die Durchführung der Entzündungsuntersuchung mittels FDG als Tracer ist eine Besonderheit zu beachten. Der Zucker wird nicht nur durch Entzündungszellen aufgenommen, auch die Herzmuskelzellen sind zur Aufnahme und Verwertung in der Lage. Um den Herzmuskelstoffwechsel umzustellen und die Zuckeraufnahme zu blockieren, ist für mindestens 18 Stunden vor der Untersuchung eine spezielle Ernährung einzuhalten (zusätzlich kann die Gabe von unfraktioniertem Heparin den Effekt unterstützen).
Nach der Injektion des FDG-Tracers folgt eine Wartezeit von etwa 60 bis 90 Minuten, in der sich die Substanz im Gewebe verteilt. Die eigentliche PET-Bildakquisition dauert 15 bis 30 Minuten. Der Patient liegt während der Untersuchung ruhig auf einer Liege, während die PET-Kamera um ihn rotiert. Die Untersuchung erfolgt nicht-invasiv und verursacht eine vergleichsweise geringe Strahlenexposition, die deutlich unter der Dosis zum Beispiel einer Ganzkörper-CT liegt.
Nach einer Entzündungs-PET sollte ausreichend Flüssigkeit aufgenommen werden, um die Ausscheidung des Radiotracers zu unterstützen. Aufgrund des möglichen Reststrahlungsrisikos ist in den ersten Stunden nach der Untersuchung enger körperlicher Kontakt mit Schwangeren und Kindern zu vermeiden. Sofern im Rahmen der Untersuchung keine Sedierung eingesetzt wurde, ist das Autofahren möglich.
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Vorteile der Entzündungs-PET
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Methode reagiert sehr sensitiv auf Zellen mit hoher Zuckeraufnahme.
- Durch eine Kombination mit weiteren Verfahren lassen sich verschiedene Erkrankungen voneinander unterscheiden.
- Dank der Lokalisation der „Hot Spots“ ist die Planung einer Biopsie möglich.
Gegenüber anderen bildgebenden Verfahren bietet die Entzündungs-PET mehrere Vorteile. Sie kann eingewanderte Entzündungszellen darstellen und aktive Entzündungsherde im Herzmuskel direkt abbilden, bevor strukturelle Veränderungen auftreten. Dies ermöglicht eine frühzeitige Diagnosestellung.
Gerade die Kombination mit der CT bzw. der MRT hilft bei einer Abgrenzung von ischämischen Ursachen (Durchblutungsstörungen). Bei einem Herzinfarkt entsteht devitalisiertes Gewebe, sodass keine Anzeichen einer normalen Zuckeraufnahme mehr im Bild erkennbar sind, während bei einer Myokarditis aktive Entzündungszellen durch den erhöhten Uptake sichtbar werden. Damit ermöglicht die Verbindung verschiedener Verfahren mit der PET eine genaue Differenzierung verschiedener Erkrankungen.
Die Lokalisation der Entzündungsherde hilft bei der Planung einer Myokardbiopsie (Gewebeentnahme aus dem Herzmuskel), mit der das Entzündungsgeschehen sicher nachgewiesen werden kann. Die Bildführung erlaubt eine Entnahme direkt aus dem betroffenen Bereich, was die diagnostische Präzision erhöht.
Die Entzündungs-PET als Teil der Herzdiagnostik
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Entzündungs-PET ist Teil eines breiten Diagnosepfades.
- Die Untersuchung wird oft begleitend zu anderen Verfahren eingesetzt.
- Das Verfahren ist im Rahmen der Differenzialdiagnostik besonders bedeutend.
Als bildgebendes Verfahren steht die Entzündungs-PET nicht isoliert zur Verfügung, sondern ist in ein breites Spektrum verschiedener Herzuntersuchungen eingebettet. Die diagnostische Kette beginnt mit dem EKG (Elektrokardiogramm) als einem der ersten Schritte. Zu den leicht verfügbaren und schnell durchführbaren bildgebenden Verfahren gehört die Echokardiographie (Ultraschall des Herzens).
Erst komplexere Fragestellungen werden mit Verfahren wie der Kardio-MRT (zur strukturellen Bewertung), der CT-Angiographie oder der Myokardszintigraphie untersucht. Dabei fügt sich die Entzündungs-PET in die Methodik einer umfassenden Herzdiagnostik ein. Gerade die Möglichkeit, mithilfe dieser Methode metabolische Informationen zu gewinnen, erlaubt mehr als nur die Suche nach Entzündungen.
Speziell in Verbindung mit der MRT kann die FDG-PET Hinweise auf verschiedene Pathologien liefern. Ein in den PET-Aufnahmen sichtbarer normaler Zuckerstoffwechsel in kontraktionsgeschwächtem Gewebe (nach Wiederherstellung der Durchblutung) und ein in der MRT erkennbares Ödem deuten auf ein ischämisch geschädigtes Areal mit sogenanntem „stunned myocardium“ hin. Ist trotz verminderter Durchblutung ein erhöhter Zuckerstoffwechsel erkennbar, liegt der Verdacht auf „hibernating myocardium“ (Gewebe, das in eine Art Ruhezustand versetzt ist) nahe.
Differenzialdiagnosen, die mit der Entzündungs-PET sichtbar werden
Die Entzündungs-PET ist nicht nur bei der Diagnose entzündlicher Prozesse im Herzmuskelgewebe im Einsatz. Mit dem Verfahren lassen sich auch andere Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik voneinander abgrenzen. Dies trifft zum Beispiel auf die Unterscheidung einer Sarkoidose des Herzens von einer Myokarditis zu.
Aber auch die durch Autoimmunprozesse bedingte Myokarditis, Vaskulitiden oder ischämische Kardiomyopathien lassen sich dank der PET-Scans voneinander differenzieren, da die Erkrankungen im Hinblick auf die FDG-Aufnahme jeweils andere Verteilungsmuster erkennen lassen. Eine Unterscheidung von aktiven entzündlichen Prozessen, chronischen Erkrankungen oder ischämischen Ursachen ist für die Entwicklung der optimalen Therapiestrategie von Bedeutung.
Fazit: Herzmuskelentzündungen mit der PET abklären und schweren Komplikationen vorbeugen
Beschwerden wie Kurzatmigkeit oder einen Leistungsknick bringt nicht jeder Betroffene sofort mit einer Herzerkrankung in Verbindung. Gerade entzündliche Prozesse können den Herzmuskel allerdings schwer schädigen und dazu führen, dass sich Herzrhythmusstörungen bilden oder es sogar zum plötzlichen Herztod kommt. Die PET mit FDG als Tracer ist in der Lage, Bilder von Entzündungszellen zu liefern und diese somit sichtbar zu machen. Kombiniert mit strukturellen Aufnahmen und Perfusionsmessungen ergibt die Untersuchung nicht nur Hinweise auf eine mögliche Myokarditis, sondern dient auch zur Unterscheidung verschiedener Pathologien und übernimmt damit eine bedeutende Rolle für die Einleitung der richtigen Behandlung.