Übergewicht: Gibt es Einschränkungen bei radiologischen Untersuchungen?
Adipositas oder Fettleibigkeit betrifft auch in Deutschland immer mehr Menschen. Im Alltag kann dies zu Beeinträchtigungen und Problemen führen, etwa bei der eigenen Mobilität. Im schlimmsten Fall kommt es zu Folgeerkrankungen. Dabei sind Bluthochdruck und Diabetes nur zwei Pathologien, die im Zusammenhang mit Übergewicht stehen.
Die Durchführung radiologischer Untersuchungen kann bei stark übergewichtigen Personen erschwert sein. Unter anderem bieten die Röhrendurchmesser verschiedener Geräte nur begrenzten Platz, was die Möglichkeiten zur Untersuchung adipöser Patienten einschränken kann.

Was sind Übergewicht und Adipositas?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- In Deutschland gelten mehr als zwei Drittel der Männer als übergewichtig.
- Adipositas führt zu diversen Folgeerkrankungen, die auch mittels Bildgebung diagnostiziert werden.
- Starkes Übergewicht hat auch Einfluss auf die Durchführung radiologischer Untersuchungen.
Übergewicht und Adipositas beschreiben einen körperlichen Zustand, wobei Adipositas (Fettleibigkeit) zugleich ein Krankheitsbild benennt. In der ICD-10-Nomenklatur (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme; International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) trägt sie die Bezeichnung „E66“ und wird in verschiedene Formen aufgeteilt.
Wesentliches Merkmal ist ein hoher Körperfettanteil. Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für zahlreiche Erkrankungen – unter anderem für Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden (beispielsweise den Herzinfarkt). Die Bewertung erfolgt in der Regel anhand des Body-Mass-Index (BMI), der das Körpergewicht (in Kilogramm) ins Verhältnis zur Körpergröße (in Metern zum Quadrat) setzt. Generell gilt ein BMI bis 25 kg/m² als normal. Zwischen 25 und 29,9 kg/m² wird von Übergewicht und ab einem Wert von 30 kg/m² von Adipositas gesprochen.
Laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Februar 2024 sind in Deutschland etwa 53 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer übergewichtig, wobei der Trend in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg aufzeigt. Circa ein Viertel der Erwachsenen gilt sogar als adipös – also krankhaft fettleibig. Die Daten zeigen zudem, dass auch bei Kindern und Jugendlichen das Körpergewicht tendenziell zunimmt, was langfristig zu erheblichen gesundheitlichen Problemen bei den Betroffenen und einem höheren Versorgungsdruck auf das Gesundheitssystem führen wird.
Starkes Übergewicht eines Patienten beeinflusst die Durchführung von radiologischen Verfahren in mehrfacher Hinsicht. Zunächst gibt es bei Übergewicht und Adipositas gerätespezifische Einschränkungen. Darüber hinaus hat das übermäßige Körperfett bei einigen Untersuchungen auch einen nachteiligen Einfluss auf die Bildqualität.
Der Einfluss von Übergewicht und Adipositas auf radiologische Untersuchungen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Adipositas kann die Geräte in der Radiologie bis an die Belastungsgrenzen beanspruchen.
- Fettleibigkeit kann dem Erreichen einer ausreichend hohen Bildqualität entgegenstehen.
- Mitunter spielen Medikamente gegen Folgeerkrankungen für die Diagnostik eine Rolle.
Die Zunahme an adipösen Patientinnen und Patienten stellt radiologische Einrichtungen vor wachsende Herausforderungen. Verschiedene Aspekte der Untersuchung – von der Geräteauswahl über die Lagerung des Patienten bis zu Fragen der Sicherheit – werden durch das Körpergewicht beeinflusst [1].
Belastungsgrenzen, Lagerung und Einsatz von Kontrastmitteln
Ein Problem für die Radiologie ergibt sich aus den Gewichtsbeschränkungen der diagnostischen Geräte. Scanner für die Magnetresonanztomographie (MRT) haben oft eine maximale Belastungsgrenze zwischen 120 und 200 kg – manchmal auch etwas mehr. Auch Geräte für die Computertomographie (CT) sind in ihren Kapazitäten beschränkt. Beim Überschreiten dieser Kapazitäten erhöht sich das Risiko, dass es zu einer sicherheitskritischen Situation kommt. Daher muss auf die Untersuchung verzichtet werden (was diagnostisch nicht sinnvoll ist) oder es kommen spezielle Alternativen wie offene bzw. Upright-Systeme zum Einsatz.
Hinzu kommt, dass die korrekte Positionierung im Untersuchungsgerät durch starkes Übergewicht erschwert wird. Bei adipösen Patienten kann es anatomisch schwierig sein, bestimmte Körperregionen optimal zu lagern. Dies ist insofern nachteilig, als dass die Untersuchung bei suboptimaler Lagerung des Patienten regelmäßig an Aussagekraft verliert.
Aufgrund der Körperfülle werden die bereits an sich engen Röhren-MRTs von den Patienten als noch unangenehmer empfunden, was das Risiko erhöht, dass es zu einem klaustrophobischen Angstzustand kommt. Problematisch wird das Ausweichen auf Alternativen dann, wenn die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nur eine geringere Bildqualität bieten können.
Das Körpergewicht beeinflusst schließlich auch die Applikation und Wirkung von Kontrastmitteln. Sowohl bei jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln als auch bei gadoliniumhaltigen MRT-Kontrastmitteln ist eine Dosisanpassung erforderlich, was wiederum deren Ausscheidung über die Nieren beeinflusst. Sind diese durch das Übergewicht bereits vorgeschädigt, ergeben sich zusätzliche Herausforderungen.
Der Einfluss von Übergewicht auf die Bildqualität der Untersuchung
Ein hoher Körperfettanteil kann sich auch auf die Qualität der radiologischen Bilder auswirken. Je dicker das zu durchdringende Gewebe ist, desto stärker werden die Signale geschwächt und gestreut. Bei der CT oder Röntgenuntersuchungen verschlechtert sich die Bildqualität mit zunehmender Weichteildicke. Es kommt zur Kontrastbeeinflussung und die Bildschärfe nimmt ab. Auch bei der Mammographie adipöser Patientinnen wird der Strahlendurchgang häufig gehindert, was die Detektion kleiner Läsionen erschwert.
Um diagnostisch verwertbare Bilder zu erhalten, kann die Strahlendosis erhöht werden, was allerdings im Widerspruch zum ALARA-Prinzip („As Low As Reasonably Achievable“; der Einsatz einer maximal so hohen Dosisleistung wie vernünftigerweise vertretbar) steht. Neben den röntgenbasierten Untersuchungen beeinflusst das Körpergewicht auch die MRT-Untersuchungen durch ein erhöhtes Auftreten von Artefakten, die bei verschiedenen Körperarealen (etwa dem Abdomen oder Becken) problematisch sind [2].
Vor dem Hintergrund der Abhängigkeit der Eindringtiefe der Schallwellen von dem durchstrahlten Gewebequerschnitt wird zudem klar, dass Adipositas auch im Bereich der Sonographie (Ultraschall) zu einem Problem wird. Die Bildgebung kann hier unter Umständen nicht ihr volles Potenzial erreichen.
Die Medikation bei Übergewicht und Fettleibigkeit
Adipositas geht oft mit metabolischen Begleiterkrankungen einher, die sowohl die Bildgebung selbst als auch die Interpretation der Befunde erschweren können. Zum Beispiel bei Diabetes mellitus und Metformin: Der Wirkstoff erhöht bei jodhaltigem Kontrastmittel das Risiko einer Nephropathie mit den einhergehenden Funktionsstörungen der Organe – bis hin zur lebensbedrohlichen Laktatazidose (Übersättigung von Milchsäure im Blut).
Aufgrund der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, unter denen viele adipöse Patienten leiden, sind zudem verschiedene Belastungsuntersuchungen nicht in der diagnostisch erforderlichen Form möglich. Dies betrifft beispielsweise die Kardio-CT und die Myokardszintigraphie. Hat sich aufgrund der Fettleibigkeit eine Atemstörung entwickelt, kann dies bei Untersuchungen mit Sedierung zu Komplikationen führen.
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Radiologische Untersuchungen: Tipps für übergewichtige Patienten bei
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Eine rechtzeitige Information über das Vorliegen von Adipositas hilft der Praxis bei einer bedarfsgerechten Planung der Untersuchung.
- Etwaige Vorerkrankungen und Medikationen sind im Vorfeld seitens des Patienten unbedingt anzugeben.
- Bedenken und Behandlungsangst wegen einer zu engen Röhre sollten ebenfalls angesprochen werden.
Adipositas und Übergewicht sind keine seltenen Phänomene, die nur einzelne Patienten betreffen. Die folgenden Tipps können Betroffenen dabei helfen, trotz der Erschwernis auf einen bestmöglichen diagnostischen Nutzen hinzuwirken.
- Untersuchung frühzeitig planen und das Gewicht mitteilen: Radiologische Geräte haben eine maximale Belastbarkeit. Bei starkem Übergewicht ist das Praxispersonal vorab über das Körpergewicht zu informieren, um ein geeignetes Gerät bereithalten zu können.
- Angst vor Enge oder Platzangst ansprechen: Wird die enge Röhre (Gantry) als unangenehm empfunden, können offene Geräte oder Alternativen mit größerem Durchmesser („Wide Bore MRT“) eine Alternative sein.
- Medikamente und Begleiterkrankungen angeben: Insbesondere bei der Gabe von Kontrastmitteln ist es wichtig, bestehende Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nieren- oder Herzerkrankungen sowie die eingenommene Medikamente im Vorfeld anzugeben. Die Radiologiepraxis berücksichtigt diesen Aspekt in der Regel bereits im Rahmen der Patientenaufklärung.
- Mehr Zeit einplanen: Aufgrund von Lagerungsproblemen oder technischen Anpassungen kann die Untersuchung mehr Zeit in Anspruch nehmen. Auch ist in der Bildnachbearbeitung und Befundung eventuell mit einem umfassenden Zeitansatz zu rechnen.
Fazit: Adipositas erweist sich für radiologische Untersuchungen häufig als Herausforderung
Angesichts der Tatsache, dass Übergewicht und Adipositas in Deutschland zunehmen, wird häufig auch die Durchführung radiologischer Untersuchungen vor Herausforderungen gestellt. Eine Adipositas erschwert die Untersuchungen mitunter erheblich. Um trotzdem eine hohe diagnostische Qualität zu erreichen, muss in der Regel auf Alternativen und spezielle Maßnahmen – wie eine Dosismodulation – zurückgegriffen werden. Mit bestimmten Maßnahmen und Verhaltensweisen können stark übergewichtige Patienten zudem selbst einen Beitrag zum Erfolg der Untersuchung leisten.
[1] Silver HJ, Welch EB, Avison MJ, Niswender KD. Imaging body composition in obesity and weight loss: challenges and opportunities. Diabetes Metab Syndr Obes. 2010 Sep 28;3:337-47. doi: 10.2147/DMSOTT.S9454. PMID: 21437103; PMCID: PMC3047979.
[2] Uppot RN, Sahani DV, Hahn PF, Gervais D, Mueller PR. Impact of obesity on medical imaging and image-guided intervention. AJR Am J Roentgenol. 2007 Feb;188(2):433-40. doi: 10.2214/AJR.06.0409. PMID: 17242253.