PET-CT & Kardio-MRT – Bildgebende Begleitung der Herzschrittmacher-Implantation
Mit mehr als 75.000 Fällen ist die Implantation eines Herzschrittmachers ein häufig durchgeführter kardiologischer Eingriff [1]. Gerade bei bradykarden Herzrhythmusstörungen stellt der Schrittmacher für viele Patienten die lebensrettende Therapie dar. Der eigentliche Implantationsvorgang erfolgt zwar unter Röntgen-Bildführung, jedoch werden moderne bildgebende Verfahren wie die Positronen-Emissions-Tomographie in Kombination mit der Computertomographie (PET-CT) und die Kardio-Magnetresonanztomographie (Kardio-MRT) sowohl in der Diagnostik als auch im Rahmen der Nachsorge nach dem Eingriff eingesetzt.
Beide Verfahren liefern sowohl vor der Implantation wichtige Informationen über die Herzstruktur und -funktion als auch nach dem Eingriff zu möglichen Komplikationen. Diese frühzeitig zu erkennen, ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Prognose. Die Radiologie und Nuklearmedizin tragen so entscheidend dazu bei, eine optimale Patientenversorgung in der Herzmedizin (Kardiologie) zu gewährleisten.

Die Rolle der Bildgebung in der Schrittmacher-Implantation
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Für die Positionierung der Elektroden wird eine kontinuierliche Bildkontrolle benötigt.
- Die Herzschrittmacher-Implantation erfolgt mithilfe von Röntgen-Bildgebung.
- PET-CT und Kardio-MRT kommen beim Implantationsvorgang nicht direkt zum Einsatz.
Bei der Implantation eines Herzschrittmachers bedarf es einer kontinuierlichen Bildführung, um die optimale Platzierung zu überwachen. Herzkatheterlabore, welche den Eingriff durchführen, nutzen dazu die Röntgen-Durchleuchtung (Fluoroskopie, ermöglicht eine kontinuierliche Beobachtung dynamischer Prozesse), die eine Echtzeit-Bildgebung während des gesamten Eingriffs ermöglicht. Diese Form der Bildführung ist essenziell für eine präzise Positionierung der Schrittmacherelektroden im Herzen.
Die eigentliche Positionierung des Schrittmachers erfolgt über einen venösen Zugang. Dazu werden bevorzugt die Vena cephalica (Kopfader), die Vena axillaris (Achselvene) und die Vena subclavia (Schlüsselbeinvene) genutzt. Unter Röntgenkontrolle schiebt der Operateur die Elektroden durch die Venen bis in die Herzkammern vor. Dabei zeigt die Fluoroskopie einerseits die Lage der Elektroden und auf der anderen Seite anatomische Strukturen. Durch die visuelle Darstellung der Herzkontur und der großen Gefäße kann die optimale Position für die sichere Verankerung der Elektroden gefunden werden.
Nach der Elektrodenplatzierung wird der eigentliche Schrittmacher in eine unter der Haut angelegte Tasche eingesetzt (zum Beispiel unterhalb des linken Schlüsselbeins) und es erfolgt eine Prüfung der Elektrodenfunktion und Programmierung des Geräts. Während der eigentlichen Implantation spielen weder die PET-CT noch die Kardio-MRT eine Rolle. Beide Verfahren können jedoch in der Vorbereitung sowie Nachsorge wichtige diagnostische Informationen liefern.
Die Bedeutung der PET-CT im Zusammenhang mit der Herzschrittmacher-Implantation
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die PET-CT liefert sowohl funktionelle als auch strukturelle Informationen.
- Die PET-CT erlaubt außerdem Rückschlüsse auf die Vitalität des Herzmuskels.
- In der Nachsorge spielt die Entzündungsuntersuchung eine wichtige Rolle.
Mithilfe der PET-CT lassen sich verschiedene Fragestellungen klären, die auch für die Betreuung von Schrittmacherpatienten relevant sind. Als Hybridverfahren kombiniert die Untersuchung funktionelle Aspekte (PET-Komponente) mit der strukturellen Darstellung (CT-Komponente).
Entzündungsdiagnostik bei Device-Infektionen
Ein relevanter Bereich der PET-CT liegt in der Diagnostik von Schrittmacher-assoziierten Infektionen. Diese sogenannten „Device-Infektionen“ zählen zu den ernsten Komplikationen, die nach der Implantation auftreten können. Betroffen sind sowohl die Aggregattasche als auch die intrakardialen Elektroden. Wegen der Metallartefakte steht die Befundung mit konventioneller Bildgebung dabei vor einer Herausforderung.
Die PET-CT mit 18F-Fluordesoxyglukose (FDG) ist in der Lage, sensitiv auf Entzündungsprozesse zu reagieren [2]. FDG reichert sich in metabolisch aktiven Zellen an, wozu bestimmte Immunzellen und Bakterien gehören. Bei einer Device-Infektion ist eine erhöhte FDG-Aufnahme entlang der Elektrodenstrecke oder im Bereich der Aggregattasche zu erkennen. Mit diesem lassen sich subklinische Infektionen bereits erkennen, bevor sie sich durch klassische Entzündungszeichen manifestieren. Um die Untersuchung durchführen zu können, ist ein vorbereitendes Fasten bzw. das Einhalten eines speziellen Diätprotokoll erforderlich. Dies soll verhindern, dass die Glukoseaufnahme durch die Myokardzellen zu falschen Ergebnissen führt.
Myokardvitalität und Perfusionsbeurteilung
Ein weiteres Anwendungsgebiet der PET-CT liegt in der Beurteilung der Vitalität des Herzmuskels (Myokard) vor bestimmten Schrittmacher-Implantationen. Speziell bei Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung durch eine Durchblutungsstörung) kann die PET-CT wichtige Informationen zur Perfusion (Durchblutung) und Stoffwechselaktivität des Myokards liefern. Diese Erkenntnisse beeinflussen nicht nur die Entscheidung für die Implantation, sondern auch die Wahl des optimalen Schrittmachers.
Bei Durchflussmessungen mittels PET-CT werden Tracer wie 13N-Ammoniak oder 82Rb-Rubidium eingesetzt. Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) lassen sich damit vitale von devitalisierten Arealen unterscheiden. Diese Information ist besonders relevant bei Patienten, die für eine kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) vorgesehen sind, da die Effektivität dieser Therapie von der Vitalität des linksventrikulären Myokards abhängt.
Stoffwechseluntersuchungen des Myokards
Darüber hinaus bietet die PET-CT die Möglichkeit zur Untersuchung myokardialer Stoffwechselprozesse. Über spezielle Tracer sind diverse Stoffwechselprozesse im Muskelgewebe darstellbar. Da sich bei verschiedenen Kardiomyopathien charakteristische Stoffwechselveränderungen ausbilden, ist die Bewertung des Metabolismus für die Beurteilung des klinischen Bildes und der Therapieentscheidungen von Bedeutung.
Die Bedeutung der Kardio-MRT im Zusammenhang mit der Herzschrittmacher-Implantation
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Kardio-MRT bietet eine sehr gute Weichgewebedarstellung ohne Strahlenbelastung.
- Das Verfahren eignet sich zur Bestimmung wichtiger Parameter vor dem Eingriff.
- Eine Nachsorge mit der Kardio-MRT ist nur bei speziellen Implantaten möglich.
Die Kardio-MRT hat sich als wichtiger Standard für die nicht-invasive Beurteilung der Herzfunktion und Myokardmorphologie etabliert. Im Zusammenhang mit der Schrittmacher-Implantation spielt sie sowohl in der Planung als auch in der Nachsorge eine Rolle. Letzteres ist jedoch eher bei besonderen Fragestellungen der Fall, da es zu Wechselwirkungen zwischen dem implantierten Schrittmacher und den Elektroden mit den starken Magnetfeldern kommen kann, die bei der MRT erzeugt werden.
Präoperative Beurteilung der Herzfunktion
Vor einer geplanten Implantation liefert die Kardio-MRT Informationen über die globale und regionale Herzfunktion. Die Untersuchung ermöglicht eine genaue Bestimmung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF), die für die Indikationsstellung verschiedener Schrittmachersysteme von Bedeutung ist. Zum Beispiel kann bei Patienten mit reduzierter Ejektionsfraktion der Einsatz eines Kardioverter-Defibrillators (ICD) oder eines CRT-Systems indiziert sein.
Die Cine-MRT-Sequenzen (Einzelbilder werden so dargestellt, dass eine filmähnliche Sequenz entsteht) zeigen Wandbewegungsstörungen mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung. Diese Informationen sind für die Planung einer kardialen Resynchronisationstherapie relevant. Für die Positionierung der linksventrikulären Elektrode kommt es auf die Lokalisation von Arealen mit einer unkoordinierten Herzwandbewegung an. Mit der MRT lässt sich diese Dyssynchronie darstellen und Bereiche mit verspäteter Aktivierung identifizieren.
Myokardiale Gewebecharakterisierung
Die Kardio-MRT ermöglicht Charakterisierung unterschiedlicher Gewebe. Durch die verschiedenen Bildsequenzen lassen sich pathologische Veränderungen des Myokards wie Fibrosen (Ersatz von funktionalem Muskelgewebe durch Bindegewebe), Ödeme oder Narbengewebe darstellen. Speziell das Late Gadolinium Enhancement (LGE, Verteilungsmuster des MRT-Kontrastmittels) zeigt fibrotische und vernarbte Myokardareale und erlaubt eine Quantifizierung des betroffenen Gewebeanteils.
Diese Information ist klinisch relevant, das Ausmaß der Fibrose beeinflusst die Prognose und therapeutische Entscheidungen. Bei Patienten mit ausgedehnten Myokardveränderungen besteht die Gefahr, dass es zu einer Verschlechterung der Effektivität einer CRT-Therapie kommt.
MRT-Kompatibilität von Herzschrittmachern
Ein zentraler Aspekt der Kardio-MRT bei Schrittmacherpatienten ist die Kompatibilität der implantierten Systeme. Frühe Schrittmachermodelle stellen eine absolute Kontraindikation für MRT-Untersuchungen dar. Für die Neuimplantation stehen aktuelle Geräte mit MRT-Tauglichkeit zur Verfügung. Diese Systeme erlauben unter bestimmten Bedingungen die Durchführung einer MRT-Untersuchung. Trotz der MRT-Kompatibilität besteht immer das Risiko von Bildartefakten in unmittelbarer Nähe zum Schrittmacher, was die Qualität der Befundung dieser Regionen einschränkt. Für Patienten mit nicht-MRT-kompatiblen Geräten stehen andere bildgebende Verfahren als Alternative zur Verfügung.
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Welche bildgebenden Verfahren spielen noch eine Rolle?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Echokardiographie ist ein schnell verfügbares Verfahren zur Funktionskontrolle.
- Röntgenaufnahmen können zur Lagekontrolle der Elektroden eingesetzt werden.
- Die Entzündungsszintigraphie bietet sich bei Kontraindikationen zur Entzündungs-PET an.
Neben PET-CT und Kardio-MRT kommen bei der Betreuung von Schrittmacherpatienten weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz. Diese liefern spezifische diagnostische Informationen und unterscheiden sich in ihrer Verfügbarkeit und ihren Einsatzgebieten [3].
Echokardiographie
Die Echokardiographie (Herzultraschall) ist eines der wichtigsten und häufig eingesetzten bildgebenden Verfahren rund um das Herz und in der Nachsorge nach einer Schrittmacher-Implantation. Die nicht-invasive und strahlungsfreie Methode ermöglicht eine regelmäßige Kontrolle der Herzfunktion und Effektivität der Implantate.
Die transösophageale Echokardiographie (TEE) wird bei speziellen Fragestellungen eingesetzt. So lassen sich bakterielle Auflagerungen auf den Elektroden beim Verdacht auf eine Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) ausschließen. Das Verfahren ermöglicht zudem die Gewinnung von Erkenntnissen über die Lage der Elektroden.
Konventionelle Röntgendiagnostik
Röntgenaufnahmen des Thorax gehören zur Standardnachsorge von Schrittmacherpatienten und ermöglichen die Kontrolle der Elektrodenlage sowie deren Zustands. Elektrodenfrakturen (Brüche), Dislokationen (Lageveränderungen) oder Lockerungen der Elektrodenverankerung lassen sich oft schon in der Röntgenaufnahme erkennen. Bei unklaren Befunden können spezielle Röntgendurchleuchtungen durchgeführt werden, die Bewegungen der Elektroden während des Herzzyklus sichtbar machen.
SPECT-Untersuchungen
Die Single-Photon-Emissions-Computertomographie (SPECT) liefert wertvolle Informationen zur Klärung spezifischer Fragestellungen. Die Myokardperfusions-SPECT mit Technetium-99m-markierten Tracern erlaubt die Beurteilung der Herzdurchblutung, um ischämische Areale zu identifizieren. Bei Schrittmacherpatienten mit KHK kann diese Information für weitere therapeutische Entscheidungen relevant sein. Die Leukozyten-Szintigraphie (radioaktiv markierte weiße Blutkörperchen) ist eine Alternative zur Entzündungsdiagnostik. Eingesetzt werden kann die Methode, wenn eine PET-CT nicht verfügbar ist oder Kontraindikationen bestehen.
Fazit: PET-CT & Kardio-MRT spielen vor allem in der Planung sowie der Nachsorge eine Rolle
Herzschrittmacher werden bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt, um schwere Komplikationen – zum Beispiel bei bestimmten Herzrhythmusstörungen – zu behandeln. Die Implantation selbst erfolgt unter röntgenbasierter Bildgebung. Im Rahmen der Vorbereitung, zur Klärung diagnostischer Fragestellungen und in der Nachsorge bieten Radiologie und Nuklearmedizin mit der Kardio-MRT und der PET-CT zwei Verfahren an, die strukturelle Informationen liefern und Entzündungen am Schrittmacher oder den Elektroden erkennbar machen. Daher sind beide Methoden für die Kardiologie von Bedeutung.
FAQ zu PET-CT & Kardio-MRT im Zusammenhang mit der Herzschrittmacher-Implantation: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Kann nach der Herzschrittmacher-Implantation jederzeit eine CT-Aufnahme gemacht werden?
Da die CT – anders als die MRT – auf Röntgenstrahlen basiert, stellt die Herzschrittmacher-Implantation keine absolute Kontraindikation dar. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Implantate die Bildqualität der CT beeinflussen. Zudem ist die Nierenfunktion bei einer Kontrastmittelgabe zu berücksichtigen.
Wie gestaltet sich die Behandlung einer Entzündung nach der Diagnose mit der PET-CT?
Zeigt die PET-CT eine Entzündung auf, erfolgt die Behandlung in Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Ursache. Bei rein oberflächlichen Wundinfektionen ohne Gerätebeteiligung kommen Antibiotika zum Einsatz. Entzündungshemmende Medikamente wie Kortikosteroide oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) reduzieren die Entzündungsreaktion und lindern die Schmerzen. Die Standardtherapie bei einer Gerätebeteiligung ist die Entfernung und Behandlung mit Antibiotika.
Muss die Programmierung des Schrittmachers für die Kardio-MRT angepasst werden?
Ja, bei MRT-tauglichen Herzschrittmachern ist vor der Kardio-MRT eine spezielle Programmierung erforderlich. Damit wird der Schrittmacher in einen speziellen MRT-Modus versetzt, der zur Patientensicherheit während der Untersuchung beiträgt. Nach Abschluss der MRT-Untersuchung wird mit einer Re-Programmierung die ursprüngliche Konfiguration wieder hergestellt.
[1] Deutsche Gesellschaft für Kardiologie: Empfehlungen zur Strukturierung der Herzschritt- macher- und Defibrillator- therapie – Update 2022, online verfügbar unter: Link (Datum des letzten Zugriffs: 30.09.2025).
[2] Mahmood M, Kendi AT, Farid S, Ajmal S, Johnson GB, Baddour LM, Chareonthaitawee P, Friedman PA, Sohail MR. Role of 18F-FDG PET/CT in the diagnosis of cardiovascular implantable electronic device infections: A meta-analysis. J Nucl Cardiol. 2019 Jun;26(3):958-970. doi: 10.1007/s12350-017-1063-0. Epub 2017 Sep 14. PMID: 28913626.
[3] European Society of Cardiology: 2021 ESC Guidelines on cardiac pacing and cardiac resynchronization therapy, online verfügbar unter: Link (Datum des letzten Zugriffs: 30.09.2025).