Knieschmerzen: Wann reicht Ultraschall, wann braucht man eine MRT?
Das Kniegelenk ist eines der komplexesten und am stärksten belasteten Gelenke – tatsächlich besteht es aus zwei Einzelgelenken – des menschlichen Körpers und ist täglich starken Belastungen ausgesetzt. Es muss es beim Gehen, Laufen und Treppensteigen das Körpergewicht tragen. Besonders beim Sport nimmt die Beanspruchung der Bänder, des Knorpels und Sehnen noch einmal zu.
Entsprechend häufig treten Beschwerden auf: Knieschmerzen zählen zu den häufigen Problemen, die in der Orthopädie und Sportmedizin behandelt werden. Die richtige Diagnostik der Beschwerden ist entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Dazu stehen Ärzten verschiedene bildgebende Verfahren zur Verfügung. Zu den wichtigsten Methoden zählen die Sonographie (Ultraschall) und die Magnetresonanztomographie, die jeweils ihre spezifische Vorteile und Einsatzgebiete haben.

Ursachen: Was kann Knieschmerzen auslösen?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Schmerzen in den Knien können durch Verletzungen, Erkrankungen oder systemisch entstehen.
- Häufig treten die Beschwerden durch Fehlbe- und Überlastungen auf.
- Anhand der Schmerzursache entscheidet sich, welches bildgebende Verfahren im Rahmen der Diagnostik anzuwenden ist.
Knieschmerzen können auf sehr unterschiedlichen Ursachen beruhen und lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Je nach Auslöser variiert, welches der bildgebenden Verfahren für die Diagnostik herangezogen wird.
Verletzungen durch Unfälle und Traumata
Akute Verletzungen entstehen durch plötzliche Krafteinwirkung, die von außen auf das Knie einwirken. Neben Unfällen im Straßenverkehr oder im Job sind es oft ungünstige Bewegungen beim Sport, die zu Schäden führen. Zu den häufigen traumatischen Knieerkrankungen gehören Meniskusrisse (Schädigung der halbmondförmigen Knorpelscheiben zwischen Ober- und Unterschenkel), die besonders bei Drehbewegungen unter Belastung auftreten [1].
Kreuzbandrisse (Ruptur der stabilisierenden Bänder im Knieinneren) entstehen oft bei abrupten Richtungswechseln oder Landungen aus dem Sprung. Die Ruptur der Bänder macht sich – neben der plötzlich einsetzenden Schwellung – nicht selten auch akustisch bemerkbar. Das Geräusch wird als Knacken oder Knallen beschrieben.
Verletzungen der Seitenbänder (stabilisieren das Kniegelenk auf den Außen- und Innenseiten) entstehen typischerweise durch seitliche Krafteinwirkung. Besonders das Innenband (mediales Kollateralband) ist häufig betroffen, da es fest mit dem Meniskus verwachsen ist. Knochenbrüche im Bereich des Kniegelenks können sowohl isoliert als auch in Kombination mit Weichteilverletzungen auftreten. Dabei sind besonders Schienbeinbrüche (Tibiafrakturen) und Oberschenkelbrüche (Femurfrakturen) im kniegelenknahen Bereich von Bedeutung.
Neben Meniskus- und Bandverletzungen treten auch Prellungen und Verstauchungen auf, die oft weniger schwerwiegend sind. Bleibt der Heilungserfolg hier aus, können die Beschwerden allerdings chronisch werden.
Fehlbildungen und Fehlstellungen
Angeborene oder erworbene Fehlstellungen können zu chronischen Knieschmerzen führen und die Entstehung weiterer Probleme begünstigen. Die als „X-Beine“ (Genu valgum) bekannte Fehlstellung zieht eine vermehrte Belastung der äußeren Gelenkabschnitte nach sich und kann langfristig zu Arthrose führen. Die sogenannten „O-Beine“ (Genu varum) bewirken das Gegenteil und belasten vorwiegend die inneren Gelenkstrukturen [2].
Der Kniescheibenhochstand (Patella alta) führt zu einer veränderten Biomechanik der Kniescheibe und kann Ursache für Schmerzen im vorderen Knie sowie Instabilität sein. Beinlängenunterschiede (bereits bei ein bis zwei Zentimetern) lösen ebenfalls Beschwerden aus, da sie eine ungleichmäßige Belastung der Gelenke verursachen. Als Schmerzursache kommen auch Fehlbildungen der Gelenkflächen oder angeborene Bandlockerungen (Hypermobilität) infrage, die zu anhaltenden Beschwerden und einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit führen.
Degenerative Veränderungen
Verschleißbedingte Erkrankungen entwickeln sich meist schleichend über Jahre und sind oft altersbedingt. Die Arthrose (Gelenkverschleiß) ist eine der häufigsten degenerative Knieerkrankung und betrifft oft Menschen höheren Alters. Dabei kommt es zu einem fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels, was Schmerzen, eine zunehmende Gelenksteifigkeit und Bewegungseinschränkungen nach sich zieht. Typisch sind zum Beispiel Anlaufschmerzen nach Ruhephasen und belastungsabhängige Beschwerden.
Daneben kann es zu akuten Beschwerden kommen, die mit der Gefahr einer chronischen Entwicklung verbunden sind. Dazu gehören unter anderem:
- Schleimbeutelentzündungen (Bursitis, entstehen oft durch Überlastung oder wiederholte Mikrotraumen)
- Sehnenentzündungen (zum Beispiel der Patellasehne oder der Quadrizepssehne)
- das patellofemorale Schmerzsyndrom (Schmerzen hinter der Kniescheibe, durch Überlastung, muskuläre Ungleichgewichte oder biomechanische Störungen)
- Meniskusdegenerationen
Entzündliche und systemische Erkrankungen
Verschiedene systemische Erkrankungen manifestieren sich auch im Kniegelenk und führen zu anhaltenden Schmerzen. Die rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung) betrifft oft mehrere Gelenke gleichzeitig und führt zu einer Degeneration der Gelenkstrukturen. Typisch sind morgendliche Steifigkeit und symmetrische Gelenkbeteiligung.
Eine weitere Erkrankung ist die Gicht (Urikopathie), die akute, schmerzhafte Entzündungen im Kniegelenk verursacht. Dabei lagern sich Harnsäurekristalle im Gelenk ab und lösen eine Entzündungsreaktion aus. Die Anfälle treten oft nachts auf und gehen mit einer starken Schwellung und Überwärmung einher.
Des Weiteren kann auch Osteoporose (krankhafter Abbau der Knochensubstanz), die Mikrofrakturen im gelenknahen Knochen begünstigt, zu Schmerzen in den Knien führen. Das Risiko der Erkrankung an Osteoporose ist besonders bei Frauen nach den Wechseljahren hoch.
Tumorerkrankungen
Knochenmetastasen (Tochtergeschwülste von Tumoren anderer Organe) können sich auch im Bereich des Kniegelenks ansiedeln und zu Schmerzen führen. Besonders Brust-, Prostata-, Lungen- und Nierenkrebs metastasieren häufig in die Knochen [3]. Die Schmerzen treten oft nachts auf und sprechen mitunter eingeschränkt auf übliche Schmerztherapien an. Primäre Knochentumore (direkt im Knochen entstandene Tumore) sind seltener, können aber ebenfalls Knieschmerzen verursachen.
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Vorteile der Sonographie in der Diagnostik von Knieschmerzen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Der Ultraschall hat den Vorteil, ohne Strahlung zu funktionieren.
- Die Untersuchung zeigt Bilder des Knies direkt in Echtzeit.
- Schleimbeutel, Zysten oder Sehnenverletzungen sind gut im Ultraschall zu erkennen.
Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) hat sich als Diagnostikverfahren bei Knieschmerzen fest etabliert. Einer der größten Vorteile ist die Bildgebung in Echtzeit: Ärzte können das Kniegelenk direkt – auch in Bewegung – beobachten und dynamische Prozesse beurteilen. Die Untersuchung ist schmerzfrei und ohne Strahlenbelastung durchführbar, was sie besonders für sensible Personengruppen (Kinder oder Schwangere) geeignet macht.
Ein weiterer entscheidender Pluspunkt ist die Möglichkeit, Weichteile wie Sehnen, Bändern, Muskeln und Schleimbeuteln abzubilden. Der Ultraschall kann Flüssigkeitsansammlungen (Ergüsse) im Gelenk darstellen und erlaubt eine gezielte Untersuchung schmerzhafter Bereiche, da der Schallkopf direkt über die betroffene Stelle geführt werden kann. Zudem sind Ultraschallgeräte in vielen Arztpraxen vorhanden, was die Verfügbarkeit der Untersuchung erhöht.
Bei welchen Erkrankungen eignet sich der Ultraschall besonders?
Die Sonographie zeigt ihre Stärken bei der Diagnostik oberflächlicher Strukturen und Weichteilerkrankungen. Sie eignet sich zum Erkennen von Schleimbeutelentzündungen, da diese oft unter der Haut liegen und im Ultraschall als dunkle, flüssigkeitsgefüllte Bereiche erscheinen. Auch Sehnenentzündungen und Sehnenrisse, insbesondere der Quadrizepssehne (Streckersehne des Oberschenkels) und der Patellasehne (Kniescheibensehne), lassen sich gut darstellen.
Bei einem Verdacht auf Gelenkergüsse ist der Ultraschall eine wichtige Methode, da bereits kleine Flüssigkeitsmengen erkannt und quantifiziert werden können. Muskelverletzungen wie Zerrungen oder Faserrisse sind ebenfalls gut mit der Ultraschalldiagnostik erfassbar. Darüber hinaus lassen sich auch Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) mithilfe des Ultraschalls abbilden und von anderen Raumforderungen unterscheiden.
Vorteile der Magnetresonanztomographie in der Diagnostik von Knieschmerzen?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Die Magnetresonanztomographie ermöglicht Einblicke in die tieferen Strukturen des Knies.
- Mit der Untersuchung lassen sich Weichgewebestrukturen in hochaufgelösten Bildern darstellen.
- Neben der Erstdiagnose kommt die Magnetresonanztomographie auch in der Operationsplanung zum Einsatz.
Die Magnetresonanztomographie (MRT) bietet eine detaillierte Darstellung der Strukturen im Knie und funktioniert auf der Basis starker Magnetfelder. Der größte Vorteil liegt in der hervorragenden Darstellung von Weichteilen – Knorpel, Menisken, Kreuzbänder und Seitenbänder werden in hoher Qualität abgebildet. Im Gegensatz zum Ultraschall können auch tiefliegende Strukturen im Gelenkinneren beurteilt werden.
Zusätzlich erlaubt das Verfahren eine Bewertung des gesamten Kniegelenks in verschiedenen Ebenen (Schichtaufnahmen). Dadurch können auch kleine strukturelle Veränderungen erkannt werden, die in anderen bildgebenden Verfahren nicht zu sehen sind. So bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit, Knorpelschäden schon frühzeitig zu diagnostizieren.
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, verschiedene Gewebetypen voneinander zu unterscheiden. Entzündliche Veränderungen, Flüssigkeitseinlagerungen im Knochen (Knochenmarködem) und Tumorgewebe haben charakteristische Signaleigenschaften, die eine präzise Diagnosestellung ermöglichen.
Wann ist die MRT im Zusammenhang mit Knieschmerzen das diagnostische Mittel der Wahl?
Bei komplexen Knieproblemen und auch dann, wenn andere Untersuchungsmethoden keine eindeutigen Ergebnisse liefern, ist die MRT das Mittel der Wahl. Beim Verdacht auf Meniskusrisse ist die MRT ein möglicher Untersuchungsansatz, da sie auch kleine Risse darstellen und bei der genauen Lokalisation helfen kann. Dies kann wiederum für die Therapieplanung entscheidend sein, da nicht alle Meniskusrisse operativ behandelt werden müssen.
Kreuzband- und Seitenbandverletzungen lassen sich mittels MRT ebenfalls sehr genau diagnostizieren. Die Untersuchung ermöglicht die Unterscheidung zwischen vollständigen und teilweisen Rupturen und zeigt auch Begleitverletzungen des umliegenden Gewebes. Bei chronischen Knieschmerzen ohne klar erkennbare Ursache kann die MRT helfen, versteckte Pathologien wie Knochenmarködeme oder eine beginnende Arthrose zu erkennen.
Zudem ist die MRT oft vor einer Operation zur Planung des Eingriffe im Einsatz, da sie einen detaillierten Überblick über die anatomischen Verhältnisse ermöglicht und Einblicke in das Operationsfeld liefert.
Fazit: Ultraschall und MRT überzeugen im Kontext von Knieschmerzen jeweils bei unterschiedlichen medizinischen Fragestellungen
MRT und Ultraschall bieten jeweils individuelle Vorteile für die Bewertung verschiedener Erkrankungen des Knies. In einigen Fällen können sich beide Verfahren sogar ergänzen. Der Ultraschall eignet sich zur Erstdiagnostik, um schnell zwischen verschiedenen Ursachen zu unterscheiden oder einen nicht zutreffenden Verdacht ausschließen zu können. Zeigen sich dabei Hinweise auf tiefer liegende Schäden oder ist der Ultraschallbefund nicht eindeutig, kann eine MRT-Untersuchung angeschlossen werden. Die Untersuchung liefert gerade bei komplexen Verletzungen wertvolle Informationen zum Ausmaß und hilft sowohl bei der Therapievorbereitung als auch in der Verlaufskontrolle.
FAQ zu Ultraschall und MRT bei Knieschmerzen: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Ist eine MRT-Untersuchung schmerzhaft?
Nein, die MRT-Untersuchung selbst ist schmerzfrei. Lediglich die Lagerung und das Stillhalten für zwanzig bis dreißig Minuten kann bei starken Knieschmerzen unangenehm sein. Bei Bedarf kann mit der Radiologie über Alternativen (Upright-MRT) oder die Gabe eines Schmerzmittels vor der Untersuchung gesprochen werden.
Wie lange dauert eine Ultraschalluntersuchung des Knies?
Eine Ultraschalluntersuchung des Kniegelenks dauert in der Regel nur wenige Minuten. Je nach Fragestellung und Befund kann sie aber auch länger dauern, wenn verschiedene Strukturen detailliert untersucht werden müssen.
Wann ist bei Knieschmerzen eine Operation notwendig?
Eine Operation ist nicht in jedem Fall erforderlich. Viele Knieprobleme lassen sich konservativ behandeln. Operative Eingriffe werden zum Beispiel bei vollständigen Kreuzbandrissen, größeren Meniskusverletzungen mit mechanischen Beschwerden oder fortgeschrittener Arthrose mit starken Schmerzen und Funktionseinschränkungen erwogen.
[1] Mordecai SC, Al-Hadithy N, Ware HE, Gupte CM. Treatment of meniscal tears: An evidence based approach. World J Orthop. 2014 Jul 18;5(3):233-41. doi: 10.5312/wjo.v5.i3.233. PMID: 25035825; PMCID: PMC4095015.
[2] Brouwer GM, van Tol AW, Bergink AP, Belo JN, Bernsen RM, Reijman M, Pols HA, Bierma-Zeinstra SM. Association between valgus and varus alignment and the development and progression of radiographic osteoarthritis of the knee. Arthritis Rheum. 2007 Apr;56(4):1204-11. doi: 10.1002/art.22515. PMID: 17393449.
[3] Coleman RE. Metastatic bone disease: clinical features, pathophysiology and treatment strategies. Cancer Treat Rev. 2001 Jun;27(3):165-76. doi: 10.1053/ctrv.2000.0210. PMID: 11417967.