Aneurysma-Screening: Risiken für den Schlaganfall frühzeitig erkennen
Als Aneurysma wird eine krankhafte Erweiterung einer Arterie bezeichnet. Diese Aussackung führt letztlich zu einer Schwächung der Gefäßwand, in letzter Konsequenz kann es zu deren Versagen kommen. Das Aufreißen der Gefäßwand kann dann einen schweren medizinischen Notfall bedingen. Besonders gefährlich ist die Bildung eines Aneurysmas im Hirnbereich, denn in diesem Fall droht die Ruptur einen sogenannten „hämorrhagischen Schlaganfall“ zu verursachen, der in jedem Fall einen medizinischen Notfall darstellt. Das Problem: Ein Aneurysma verursacht häufig keine bis sehr unspezifische Symptome. Daher wird es häufig erst zu spät erkannt, wenn der medizinische Notfall also bereits eingetreten ist. Gleichwohl stehen radiologische Verfahren zur Verfügung, mit denen sich entsprechende Gefäßveränderungen frühzeitig erkennen lassen.

Entstehung und Pathophysiologie von Aneurysmen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Das Aneurysma ist eine Aussackung der Arterien.
- Im Laufe der Entwicklung nimmt die strukturelle Integrität der Blutgefäße ab.
- Aneurysmen verursachen oft keine oder nur unspezifische Symptome.
Aneurysmen entstehen durch eine Kombination verschiedener Faktoren. Die Arterienwand besteht aus drei Schichten: der inneren Intima, der muskulären Media und der äußeren Adventitia. Kommt es zur Schwächung dieser Struktur, kann es durch den Blutdruck zu einer Aussackung der Gefäßwand kommen. Die Aneurysmen können im Körper an unterschiedlichen Stellen lokalisiert sein. Hirnaneurysmen entstehen zum Beispiel bevorzugt an Verzweigungen der Hirnarterien. Hier ist die Belastung durch die Strömungsdynamik des Blutes besonders hoch.
Die Bildung des Aneurysmas selbst ist ein schleichender Prozess, der sich über Jahre hinzieht. Zunächst bildet sich eine kleine Aussackung, die sich stetig vergrößert, mit zunehmender Größe eine Dickenabnahme der Gefäßwand nach sich zieht und damit das Risiko, dass es zu einer Ruptur kommt, steigert.
Die wichtigsten Faktoren, die die Entstehung eines Aneurysmas begünstigt im Überblick:
- höheres Lebensalter
- männliche Geschlecht
- bestimmte Lebensstilfaktoren wie das Rauchen
- Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) und familiäre Vorbelastungen
- verschiedene Bindegewebserkrankungen
- Gefäßverletzungen und entzündliche Prozesse
Früherkennung: Warum ist das Aneurysma-Screening so wichtig?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Für das Bauchaortenaneurysma gibt es eine gesetzliche Vorsorge.
- Das Screening der Bauchaorta wird mittels Ultraschall durchgeführt.
- Für Aneurysmen im Gehirn gibt es keine gesetzlich verankerte Vorsorge.
Das größte Risiko eines Aneurysmas besteht in der Ruptur. Platzt ein Aneurysma im Gehirn, kommt es zu einer lebensbedrohlichen Hirnblutung, bei der plötzlich extrem starke Kopfschmerzen, Bewusstseinsverlust und Krampfanfälle auftreten. Unbehandelt droht Betroffenen der Tod.
Gerade im Gehirn kann der Riss selbst eines kleinen Aneurysmas zu sehr ernsten Komplikationen führen. Der Druck durch die freie Flüssigkeit bedroht gesundes, umliegendes Gewebe. Durch die Gerinnselbildung erhöht sich das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall. Aber auch ein Bauchaortenaneurysma kann bei einer Ruptur zu inneren Blutungen und einem Kreislaufkollaps führen. Der Medizin stehen jedoch verschiedene Methoden zur Verfügung, um Aussackungen der Gefäßwände zu erkennen.
Screening der Bauchaorta
Im Rahmen der Prävention liegt der Fokus vor allem auf zwei Schwerpunkten: der Bauchaorta und den Blutgefäßen im Gehirn. Hinsichtlich des Bauchaortenaneurysmas können gesetzlich Krankenversicherte ein Screening in Anspruch nehmen. Dieses steht Männern ab 65 Jahren einmalig als Untersuchung mittels Ultraschall (Sonographie) zur Verfügung. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Männer wesentlich häufiger als Frauen davon bedroht sind, an einem Aneurysma zu erkranken. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung geht davon aus, dass bei circa zwei Prozent der Männer zwischen 65 und 75 Jahren ein Bauchaortenaneurysma vorliegt [1].
Untersuchung auf Aneurysmen im Gehirn
Hinsichtlich eines Aneurysmas der Blutgefäße im Gehirn gibt es aktuell keine gesetzlich vorgesehene Screening-Untersuchung. Dennoch sehen Ärzte bei einigen Personengruppen eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung als erforderlich an. Zu den Risikogruppen gehören beispielsweise Personen, bei denen im familiären Umfeld – zum Beispiel bei Eltern oder Geschwistern – ein Hirnaneurysma aufgetreten ist. Aber auch in Symptomen wie Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Schwindel und Übelkeit kann ein Hinweis auf ein Aneurysma liegen, dem diagnostisch auf den Grund gegangen werden sollte.
Um die Blutgefäße im Gehirn zu untersuchen, kommen in der Medizin verschiedene bildgebende Verfahren zur Anwendung, unter anderem die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT). Mithilfe von Kontrastmitteln lässt sich die Darstellung so weit verbessern, dass eine Differenzierung zwischen den Blutgefäßen und dem umliegenden Gewebe möglich ist. So sind moderne Mehrschicht-CT-Scanner in der Lage, bereits wenige Millimeter große Aneurysmen abzubilden.
Trotz ionisierender Strahlung hat die CT-Angiographie einen wichtigen Vorteil: Die Untersuchung selbst dauert nur wenige Minuten und die Aufnahmen stehen sehr schnell zur Befundung zur Verfügung. Die MRT-Angiographie bietet eine sehr gute Auflösung der Bilder (Darstellung zweier nebeneinanderliegender Punkte) und gewährleistet damit eine Detektion auch kleiner Gefäßveränderungen. Durch die Möglichkeit, die Aufnahmesequenzen an die jeweils konkrete medizinische Fragestellung anzupassen, kann die Untersuchung sehr viele wichtige Informationen liefern.
Eine weitere Möglichkeit zur Untersuchung der Blutgefäße ist die Digitale Subtraktionsangiographie (DSA). Dabei kommt ein Katheter zum Einsatz, über den ein Kontrastmittel verabreicht wird. Durch die zu verschiedenen Zeitpunkten angefertigten Aufnahmen kann die Gefäßstruktur sehr genau beurteilt werden.
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Fazit: Aneurysma-Screening hilft, Notfälle zu verhindern
Aneurysmen machen sich oft erst sehr spät bemerkbar oder werden erst dann entdeckt, wenn es zur Ruptur kommt. Häufig handelt es sich bei der Entdeckung einer Aussackungen der Blutgefäße um einen Zufallsfund. Gerade weil durch das Reißen der Gefäßwand eine lebensbedrohliche Situation entsteht, ist der Vorsorge- und Präventionsaspekt von so großer Bedeutung. Zunächst kann man selbst durch die Vermeidung von Risikofaktoren einen Beitrag zur Vorsorge leisten. Darüber hinaus gibt es heute bildgebende Verfahren, mit denen Aneurysmen sichtbar gemacht werden können. Gerade die Angehörigen von Risikogruppen sollten die Chance nutzen und mit einem Screening mögliche Notfälle verhindern.
FAQ Aneurysma-Screening: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Wie oft sollte ein Aneurysma kontrolliert werden?
Wird bei einer Screening-Untersuchung ein Aneurysma gefunden, richten sich die Kontrollintervalle nach dessen Größe und den vorliegenden Risikofaktoren. Ein kleines, stabiles Aneurysma wird oft einmal im Jahr untersucht. Bei Größenzunahme oder Formveränderung können die Kontrollen dann engmaschiger durchgeführt werden.
Was passiert, wenn ein Aneurysma gefunden wird?
Entdeckt der Arzt eine Aussackung, wird diese genau vermessen und beurteilt. Bei kleinen Aneurysmen ist eine Beobachtung in der Regel ausreichend. Bei größeren oder als risikoreich eingestuften Aneurysmen wird eine Behandlung – zum Beispiel durch Clipping oder einen Kathetereingriff (Coiling) – erwogen.
Ist jedes Aneurysma gefährlich?
Das Risiko, dass es zu einer Ruptur kommt, steigt mit der Größe des Aneurysmas an. Bei Aneurysmen, die kleiner als fünf Millimeter sind, wird die Ruptur-Gefahr als niedrig eingestuft, insbesondere wenn keine weiteren Risikofaktoren vorliegen. Bei Aneurysmen, die hingegen größer als zehn Millimeter sind, wird das Risiko als deutlich höher angesehen. Allerdings spielt nicht nur die Größe eine Rolle, auch die Lokalisation muss bei der Bewertung berücksichtigt werden.
[1] Kassenärztliche Bundesvereinigung; Bauchaortenaneurysma-Früherkennung; Online verfügbar unter: Link (Datum des letzten Zugriffs: 01.07.2025)