Tumorrezidive früh erkennen: Welcher Ansatz eignet sich am besten?
Patienten, welche die Diagnose Krebs erhalten, stehen vor emotionalen und körperlichen Herausforderungen. Die Kombination aus operativer Tumorentfernung, Chemo- und Strahlentherapie kostet den Körper Energie und kann auch psychisch belastend sein. Bildet sich nach einer erfolgreichen Behandlung ein Tumorrezidiv, ist das für Betroffene eine sehr schwere Nachricht.
Die Ursachen einer Rezidivbildung können unterschiedlich sein. Im Rahmen der Nachsorge nach erfolgter Krebsbehandlung wird eine engmaschige Behandlung aufgebaut, um mögliche Rezidive rechtzeitig zu erkennen. Auch hier gilt der Grundsatz: Je früher die Erkennung, desto besser die Prognose.

Was ist ein Rezidiv und wie kann es entstehen?
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Als Rezidiv werden wiederkehrende Tumore bezeichnet, die sich nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung bilden.
- Die Krebszellen müssen nicht zwingend an der gleichen Stelle wie der ursprüngliche Tumor auftreten.
- Neben einem Rezidiv kann auch ein neuer Tumor entstehen.
Der Begriff „Rezidiv“ bezeichnet das Wiederauftreten einer Tumorerkrankung nach einer zunächst erfolgreichen Therapie, in deren Folge keine Krebszellen mehr nachweisbar waren. Tumorrezidive entstehen durch versteckte Krebszellen, die von der Primärtherapie nicht erfasst wurden. Ursache können das Auftreten von unerkannten Krebsvorstufen oder eine im Tumorgenom verankerte Resistenz gegen bestimmte Therapieformen sein. Es besteht im Zusammenhang mit Tumoren immer die Gefahr, dass Zellen lokal verbleiben oder es bereits zu mikroskopischen Absiedlungen in die Lymphknoten gekommen ist.
Zu unterscheiden ist dabei zwischen einem echten Rezidiv und einem neuen Primärtumor (Zweittumor). Eine wiederkehrende Krebserkrankung kann sich als lokales (an der gleichen Stelle wie der ursprüngliche Tumor, etwa beim Mammakarzinom) oder regionäres Rezidiv entwickeln. Fernmetastasen entstehen dagegen durch hämatogene (über die Blutbahn) oder lymphogene (über die Lymphgefäße) Streuung in entfernte Organe.
Häufig treten Rezidive in einem zeitlichen Zusammenhang zur Primärtherapie auf. Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kommt es bei bis zu zehn Prozent der Brustkrebspatientinnen innerhalb von zehn Jahren nach der Therapie zu einem Rezidiv [1]. Gerade in den ersten Jahren nach der Behandlung können Tumore wieder in Erscheinung treten.
Ein neuer Primärtumor entwickelt sich dagegen unabhängig von der ursprünglichen Erkrankung – etwa aufgrund einer genetischen Prädisposition oder externen Risikofaktoren. Diese Unterscheidung beeinflusst die Therapiestrategie und Prognose maßgeblich.
Diagnostische Verfahren zur Suche nach Tumorrezidiven
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- In der Rezidivdiagnostik greifen Labormedizin und Bildgebung ineinander.
- Das Auftreten von Tumormarkern liefert erste Indizien auf das Vorliegen eines Rezidivs.
- Die Radiologie nutzt strukturelle und funktionelle Methoden zur Suche nach Tumorrezidiven.
Im Zusammenhang mit der Nachsorge bei einer erfolgreich behandelten Krebserkrankung spielt die Früherkennung von Rezidiven eine große Rolle. Dabei greifen verschiedene Diagnostikverfahren ineinander. Mithilfe der Labordiagnostik kann gezielt nach molekularen Tumormarkern gesucht werden.
Ein erhöhter Spiegel des prostataspezifischen Antigens (PSA) wäre beispielsweise ein wichtiger Hinweis auf ein Karzinom der Prostata. Aber auch andere Veränderungen, wie Nachtschweiß oder Fieber ohne klare Ursache und Schmerzen können Hinweise sein, die diagnostisch eine Rolle spielen. Häufig wird in der Onkologie auf bildgebende Verfahren der Radiologie zurückgegriffen. Verschiedene Methoden haben sich in der Rezidivdiagnostik bewährt.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist eines der wichtigsten bildgebenden Diagnostikverfahren bei vielen Tumorvarianten. Der gute Weichgewebekontrast und die hochauflösende Darstellung machen das Verfahren zu einem zentralen Hilfsmittel in der Krebsdiagnostik – auch deshalb, weil mittels MRT-Scans kritische Strukturen über die Schnittbilder so darstellbar sind, dass Verdeckungseffekte eliminiert werden. Die Bildgebung wird unter anderem zur Untersuchung von Weichteilen, dem Zentralnervensystem (ZNS) und inneren Organen eingesetzt, beispielsweise zur Nachsorge bei Prostatakrebs sowie Gehirntumoren und gynäkologischen Tumoren.
Computertomographie (CT)
Die Computertomographie (CT) hat gegenüber der MRT zwar einige Nachteile, insbesondere die geringere Auflösung der Bilder und die Strahlenbelastung. Auf der anderen Seite ist das Verfahren schneller und lässt sich mit deutlich weniger Aufwand durchführen. Aus diesem Grund spielt die Untersuchung eine zentrale Rolle für die onkologische Bildgebung, unter anderem wenn Lymphknoten zu bewerten sind oder nach Fernrezidiven gesucht wird. Zudem wird das Verfahren als Kombinationsdiagnostik mit Methoden der Nuklearmedizin eingesetzt, um zum Beispiel die Präzision der funktionellen Rezidivdiagnostik zu verbessern.
Ultraschall (Sonographie)
Mithilfe der Ultraschalldiagnostik lassen sich in der Nachsorge besonders oberflächlich in Erscheinung tretende Strukturen wie Kopf-Hals-Tumore bewerten. Aber auch die Begutachtung von Lymphknoten (die bei metastasierenden Erkrankungen oft betroffen sind) ist mit der Sonographie sehr gut möglich. Im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren hat der Ultraschall den Vorteil, schnell einsatzbereit zu sein und dem Behandler Informationen in Echtzeit zu liefern. Zudem gehören Ultraschallgeräte mittlerweile zur Ausstattung vieler Praxen, sodass das Verfahren heute weit verbreitet ist.
PET-CT/MRT
Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nutzt radioaktive Marker (die mit speziellen Trägersubstanzen kombiniert werden), um deren Verteilung im Körper zu bestimmen. Durch die Auswahl der richtigen Träger kann die PET auf bestimmte Zelltypen bzw. Rezeptorproteine angepasst werden und reagiert damit sensitiv auf die jeweiligen Krebszellen.
Mit der Methode ist eine funktionelle Bewertung (etwa des Stoffwechsels von Krebszellen) möglich. Durch die CT bzw. die MRT erhöht sich die Präzision der Ergebnisse, da der funktionelle Befund mit strukturellen Informationen kombiniert wird. Beispielsweise erreicht die Bildgebung über die PSMA-PET/CT eine hohe Sensitivität und ermöglicht so eine genaue Lokalisation von Rezidivherden.
Durch Fortschritte in der Medizin und die Verfeinerung der Methoden eröffnen sich in diesem Zusammenhang neue Untersuchungsmethoden, wie die 68Ga-FAPI-PET. Das Verfahren detektiert Fibroblasten, die mit der Kombination aus Fibroblasten-Aktivierungsprotein (FAP) und Gallium markiert werden können [2].
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Fazit: Rezidivdiagnostik muss individuell angepasst sein
In den letzten Jahren hat die Medizin bei der Behandlung von Tumoren große Fortschritte gemacht. Gleichwohl begleitet von Krebs geheilte Personen immer das Risiko, dass sich ein Rezidiv bzw. ein neuer Primärtumor bildet. Welches diagnostische Verfahren sich zur Abklärung eignet, entscheidet sich anhand individueller Faktoren, wie der Tumorvariante und dem Staging. Viele Krebserkrankungen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der allgemeinen Aggressivität, sondern können auch auf molekulargenetischer Ebene differieren. Um eine frühzeitige Erkennung zu ermöglichen, bedarf es auch in der Rezidivdiagnostik einer individuellen und unter Umständen sehr engmaschig geplanten Nachsorge.
FAQ zur Diagnostik von Rezidiven: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Unterscheidet sich die Rezidivrate bei verschiedenen Tumoren?
Ja, die Rezidivrate variiert zwischen verschiedenen Tumoren. Aggressive Krebserkrankungen neigen eher dazu, Rezidive zu entwickeln, während andere Tumore (gerade bei frühzeitiger Diagnosestellung) eher geringe Rückfallraten aufweisen. Faktoren wie die Tumorbiologie, das Stadium bei Stellung der Erstdiagnose, der Differenzierungsgrad und die verfügbaren Therapieoptionen beeinflussen das individuelle Rezidivrisiko.
Können Patienten selbst zur Früherkennung von Rezidiven beitragen?
Die aufmerksame Selbstbeobachtung des Patienten ist ein wichtiger Baustein in der Rezidivfrüherkennung, da so neue oder sich verändernde Symptome auffallen. Zu den relevanten Auffälligkeiten gehören ungewöhnliche Schmerzen, Schwellungen oder Gewichtsverlust sowie anhaltende Müdigkeit oder funktionelle Einschränkungen. Selbstuntersuchungen können somit den entscheidenden Anstoß zur Veranlassung einer ärztlichen Diagnostik geben.
Welche psychologischen Auswirkungen kann Rezidivangst auf Patienten haben?
Rezidivangst ist eine häufige, belastende Folgeerscheinung einer Krebserkrankung. Sie kann zu Schlafstörungen, Depressionen und Verhaltensänderungen – bis zur Vermeidung von Nachsorgeterminen – führen. In diesen Fällen sollten Betroffene unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.
[1] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Erneut auftretender Brustkrebs ohne Metastasen, online verfügbar unter: Link (Datum des letzten Zugriffs: 14.07.2025).
[2] Koerber SA, Staudinger F, Kratochwil C, Adeberg S, Haefner MF, Ungerechts G, Rathke H, Winter E, Lindner T, Syed M, Bhatti IA, Herfarth K, Choyke PL, Jaeger D, Haberkorn U, Debus J, Giesel FL. The Role of 68Ga-FAPI PET/CT for Patients with Malignancies of the Lower Gastrointestinal Tract: First Clinical Experience. J Nucl Med. 2020 Sep;61(9):1331-1336. doi: 10.2967/jnumed.119.237016. Epub 2020 Feb 14. PMID: 32060216; PMCID: PMC9374030.