Knochenbrüche (Frakturen)
Knochen sind ein wichtiger Teil unseres Stützapparates und ermöglichen im Zusammenspiel mit Muskeln, Sehnen und Bändern die Fortbewegung. Viele Menschen betrachten Knochen als stabil und robust. Doch bei übermäßiger Belastung können sie auch brechen.
Dazu braucht es manchmal keinen Unfall und keine Einwirkung von außen. Verschiedene Krankheiten können die Knochensubstanz in einer Weise schädigen, dass selbst normale Belastungen ausreichen, um das strukturelle Versagen der Knochen herbeizuführen.
Anatomie und Arten von Frakturen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Knochenbrüche treten durch Einwirkung von außen oder Ermüdung auf.
- Krankheiten können Knochen schwächen und Frakturen begünstigen.
- Frakturform und Verlauf sind für die Art der Therapie entscheidend.
Frakturen treten auf, wenn mechanische Belastungen die Stabilität eines Knochens übersteigen. Einfluss haben unterschiedliche Faktoren wie die einwirkende Kraft, die Knochendichte oder Vorerkrankungen. Der menschliche Knochen besteht aus zwei strukturellen Komponenten: der Kortikalis, einer äußeren Gewebeschicht, und der Spongiosa, einem schwammartigen Knochengewebe.
Die Kombination beider sorgt einerseits für eine gewisse Festigkeit, gleichzeitig gestattet die Spongiosa dem Knochen eine gewisse Elastizität. Bis zu einem bestimmten Punkt kann der Knochen mechanischen Belastungen standhalten. Besonders anfällig sind allgemein die langen Röhrenknochen (Oberschenkel oder Unterarm) und die Gelenkbereiche, da sie mechanische Schwächezonen darstellen.
In der Radiologie besteht die Herausforderung nicht nur darin, Frakturen sichtbar zu machen. Knochen sind von Weichgewebe wie Muskeln umgeben und setzen im Bereich der Gelenke zudem an Sehnen und Bändern an. Werden diese Verletzungen bei der Diagnose einer Fraktur übersehen, drohen Komplikationen, die einen langen Heilungsprozess nach sich ziehen können.
Die verschiedenen Arten von Knochenbrüchen
Frakturen lassen sich basierend auf verschiedenen Merkmalen klassifizieren.
Ausgehend von der Ursache kennt die Medizin:
- traumatische Frakturen (Einwirkungen mechanischer Kräfte von außen, etwa bei Stürzen oder Unfällen)
- pathologische Frakturen (Brüche als Folge einer Schwächung der Knochensubstanz durch Vorerkrankungen wie Osteoporose, Tumore oder Infektionen)
- Stress- oder Ermüdungsfrakturen (verursacht aufgrund einer Schwächung durch wiederholte Belastungen)
Ein besonderer Knochenbruch ist die Avulsionsfraktur. Hierbei handelt es sich um eine Fraktur, welche durch starke Zugkräfte der ansetzenden Sehnen entsteht. Diese reißen ein Knochenfragment aus und sind optisch unter anderem durch Veränderungen in der Morphologie des Muskels zu erkennen.
Für die Therapieplanung und Behandlung ist eine genaue Beschreibung des klinischen Bildes der Frakturen besonders wichtig. Einfache Brüche aus zwei Fragmenten ohne eine sichtbare Verschiebung (tritt eine Verschiebung auf, handelt es sich um eine dislozierte Fraktur) sind vergleichsweise einfach zu behandeln. Mehrfragmentfrakturen mit mehreren Bruchstücken und Trümmerfrakturen, die bei schweren Traumata auftreten (es entstehen viele kleine Bruchstücke) sind sehr viel schwerer zu behandeln. In diesem Fall ist oft eine komplizierte operative Versorgung notwendig.
Therapeutisch relevant ist außerdem der Frakturverlauf. Die einfache Querfraktur lässt sich oft konservativ durch das Schienen und Ruhigstellen behandeln – gerade, wenn keine Verschiebung der Knochenenden stattgefunden hat. Das Risiko dafür steigt bei den Schrägfrakturen, da hier die Endstücke leichter aneinander vorbeigleiten können. Noch komplexer ist die Versorgung der Rotationsfrakturen. Eine Therapie im Operationsverfahren ist in diesem Fall und bei Trümmerfrakturen häufig notwendig.
Osteoporose als Beispiel für pathologische Frakturen
Osteoporose ist ein Beispiel dafür, wie Erkrankungen die Knochensubstanz in einer Weise schwächen, dass normale Belastungen zur Fraktur führen. Die Erkrankung betrifft die schwammartigen (trabekulären Elemente des Knochens) und kortikalen Bereiche. Das besondere Problem hierbei: Ein Teil der osteoporotischen Frakturen verläuft asymptomatisch.
Außerdem können Mikrofrakturen entstehen, die im Röntgen nicht zu erkennen sind. Insofern wird Osteoporose zu einer Herausforderung bei der Beurteilung des Beschwerdebildes. Betroffen sind unter anderem die Wirbelkörper (bei den sich sogenannte Sinterungsfrakturen entwickeln), der Oberschenkelhals oder das Becken
Symptome von Frakturen
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- Knochenbrüche werden oft von Schmerzen und Schwellungen begleitet.
- Die Beweglichkeit der Patienten ist häufig eingeschränkt.
- Einblutung aus verletzten Gefäßen führen zur Bildung von Hämatomen.
Knochenbrüche machen sich durch verschiedene Anzeichen bemerkbar. Viele Patienten klagen über Schmerzen im betroffenen Bereich, die sich bei Belastung und Bewegung verschlimmern. Aus diesem Grund wird oft eine Schonhaltung eingenommen. Durch die Fraktur kommt es im betroffenen Bereich zur Ansammlung von Gewebeflüssigkeit, es bilden sich Ödeme, die als Schwellungen deutlich sichtbar werden.
Ein sehr deutliches Anzeichen für Knochenverletzungen sind plötzliche Fehlstellungen. Es kommt zusätzlich zu einer Bewegungseinschränkung. Treten durch den Bruch Reibegeräusche auf, wird von einer sogenannten Krepitation gesprochen. Durch Verletzungen von Gefäßen entstehen außerdem Einblutungen in das betroffene Areal. Als Folge bildet sich ein Hämatom. Bei einigen Knochenbrüchen kann es zu erheblichen Verletzungen des Weichgewebes kommen, die bis zum offenen Bruch führen. Dabei durchstoßen Knochenfragmente die Haut und sind von außen sichtbar.
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Diagnose von Knochenbrüchen: Anamnese und bildgebende Verfahren
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- In der Radiologie werden Brüche mit Röntgen, CT und MRT untersucht.
- Röntgen ist in vielen Fällen ein bewährtes Standardverfahren.
- Die MRT bietet Vorteile bei komplexen Befundsituationen und beteiligten Weichgewebeverletzungen.
Knochenbrüche stellen sich in der medizinischen Praxis mit einem sehr unterschiedlichen klinischen Bild dar. Die klassische Querfraktur macht nur einen Teil der behandelten Fälle aus. Bei einigen Patientengruppen kann das klinische Bild mitunter nicht ganz eindeutig sein. Dies trifft beispielsweise auf die sogenannte Grünholzfraktur zu, welche bei Kindern häufiger anzutreffen ist. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass es zur Fraktur nur auf einer Seite des Knochens kommt. Insofern besteht die Diagnose einer Fraktur aus einem mehrstufigen Prozess, welche den Bruch selbst beurteilen muss sowie die Auswirkungen der Verletzung auf Gefäße und umliegendes Gewebe.
Anamnese und klinische Untersuchung
Der erste Schritt in der Diagnose von Knochenbrüchen ist die Anamnese. Dabei geht es um die Schmerzlokalisation und die Frage, inwiefern der betroffene Knochen durch Vorerkrankungen wie Osteoporose bereits strukturell geschwächt war. Die Anamnese spielt besonders bei pathologischen und stressbedingten Frakturen eine Rolle, da diese auch ohne offensichtliche Einwirkung von außen entstehen.
Mit der klinischen Untersuchung wird nach Schwellungen, Hämatomen sowie Fehlstellungen oder offenen Wunden gesucht. Diese weisen auf mögliche Frakturen hin. Entsteht eine sichtbare Schwellung, kann dies beispielsweise auf eine dislozierte Fraktur hindeuten. Im Rahmen der Untersuchung werden die Druckschmerzhaftigkeit, das Auftreten von Knochenreibung (Krepitationen) oder eine abnorme Beweglichkeit überprüft. Zur klinischen Untersuchung gehören aber auch funktionelle Tests. Dabei geht der Arzt so behutsam wie möglich vor, um eine Verschlechterung des klinischen Bildes zu vermeiden.
Röntgen, CT und MRT: Die bildgebenden Verfahren im Überblick
Die klinische Untersuchung ist in der Frakturdiagnostik ein essenzieller Schritt, bleibt aber in ihren Aussagen limitiert. Verdeckte Frakturen oder Mikrofrakturen sind allein durch die klinische Untersuchung nicht erkennbar. Ein weiteres Problem: Schwellungen und Schmerzen erschweren die Untersuchung. Gründe, aufgrund derer die Medizin auf bildgebende Verfahren aus der Radiologie setzt.
Knochenbrüche im Röntgen
Standard in der Diagnose von Frakturen ist das Röntgen. In der Radiologie werden Aufnahmen normalerweise auf zwei Ebenen gemacht, um den Knochen aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen. Viele Frakturmuster lassen sich im Röntgenbild bereits hinreichend gut einschätzen. Das Problem: Die zweidimensionale Aufnahme eines dreidimensionalen Objekts birgt stets das Risiko von Verdeckungseffekten, die bei hintereinanderliegenden Strukturen zu einem Informationsverlust führen. Gleichzeitig ist die Auflösung im Röntgen nicht ausreichend für eine umfassende Bewertung von Weichgewebeverletzungen. Der Vorteil einer Frakturdiagnostik mittels Röntgen ist hingegen der Zeitfaktor. Die Bilder liegen in der Regel sehr schnell vor. Dank digitaler Röntgenverfahren lässt sich die Auflösung der Aufnahmen zusätzlich optimieren, was die Aussagekraft verbessert.
Frakturanalyse in der Computertomographie
Die Computertomographie (CT) nutzt ebenfalls Röntgenstrahlen, kann durch den besonderen technischen Aufbau der Untersuchungsgeräte aber deutlich bessere Bilder liefern. Röntgenröhre und die Detektoren sitzen im Gantry, also in dem Teil des Untersuchungsgeräts, der sich um den Patienten bewegt.
Es entstehen Schnittbilder auf verschiedenen Ebenen, die eine hohe Auflösung erreichen. Damit ermöglicht der CT-Scan eine Darstellung selbst kleinster Knochenfragmente und feiner Strukturen. Im Vergleich zum Röntgen eliminiert die CT-Aufnahme das Risiko von Verdeckungseffekten. Durch die Kombination der verschiedenen Schnittbilder ermöglicht sie eine dreidimensionale Beurteilung des räumlichen Verlaufs der Fraktur.
Die hohe Auflösung ermöglicht die Bewertung komplexer Brüche und liefert in der präoperativen Phase viele wichtige Informationen zur Vorbereitung des Eingriffs.
Knochenbrüche in der Magnetresonanztomographie
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ist eine strahlungsfreie Untersuchung, die im Zusammenhang mit Frakturen zum Einsatz kommt, wenn ein Verdacht auf Weichgewebeverletzungen besteht. Deren Ausmaß kann mitunter in der klinischen Untersuchung bzw. im Röntgen oder CT nicht hoch genug aufgelöst werden.
Der MRT-Scan bietet den Vorteil, die umgebenden Muskeln, Bänder und Sehnen darzustellen. Daher lassen sich Komplikationen durch Weichteilverletzungen aufdecken. Zudem sind Brüche beispielsweise im Bereich der Handwurzel oder des Radiusköpfchens aufgrund der komplexen anatomischen Rahmenbedingungen in anderen Verfahren nicht immer ausreichend aufzulösen, im MRT aber deutlich besser zu erkennen.
Zudem bietet die Magnetresonanztomographie bei verschiedenen Knochenläsionen ein hoch aussagekräftiges Untersuchungsverfahren, während solche Verletzungen im Röntgenbild oft okkult bleiben. Dazu zählen die Knochenprellung und die osteochondrale Impression.
Behandlung und Nachsorge
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- konservative Therapie über Gipsverband oder Cast
- Operation bei komplizierten Brüchen
- Physiotherapie, Schmerzmanagement und Thromboseprophylaxe als Ansätze in der Nachbehandlung
In welcher Weise eine Fraktur versorgt und behandelt wird, hängt vom klinischen Bild ab, das sich in der Untersuchung und den bildgebenden Verfahren zeigt. Bei Knochenbrüchen ohne eine erkennbare Verschiebung wird in der Medizin normalerweise eine konservative Therapie bevorzugt.
Dabei wird auf eine Ruhigstellung des Knochens mittels Gipsverbänden oder Casts (kunststoffbasierte Hartverbände mit hoher Stabilität) und Orthesen gesetzt. Diese erfüllen gleichzeitig eine Stützfunktion. Für die Fixierung muss allerdings gewährleistet sein, dass sich die Knochenenden in der richtigen Position befinden.
Komplexe Befunde, bei denen mehrere Bruchstücke vorliegen und es zu Verschiebungen kommt, werden operativ behandelt. Im Rahmen der Osteosynthese-Operation erfolgt zunächst die Reposition der dislozierten Knochenfragmente, gefolgt von ihrer Fixierung und der anschließenden Stabilisierung.
Je nach Verfahren können unterschiedliche Stabilisierungsmethoden wie die Schraubenosteosynthese, Plattenosteosynthese oder eine äußere Stabilisierung bei komplexen Frakturen (z. B. Fixateur externe) unterschieden werden. Eine besondere Behandlung ist die Verbundosteosynthese, bei der Implantate und Knochenzement verwendet werden.
Im Rahmen der Nachsorge wird ein ganzheitliches Therapiemanagement umgesetzt, das regelmäßige Verlaufskontrollen – auch unter Einsatz radiologischer Verfahren – mit einer schrittweisen Mobilisierung kombiniert. Wichtig ist, eine auf die Fraktur angepasste Belastungssteigerung anzuwenden. Begleitend kommen bei Bedarf Ergo- und Schmerztherapie zum Einsatz. Sofern die Fraktur zu einer starken Einschränkung der Beweglichkeit führt, muss auch an eine Thromboseprophylaxe gedacht werden, die heute vorrangig mit niedermolekularem Heparin durchgeführt wird.
Fazit: Röntgen, CT und MRT – Schlüssel zur erfolgreichen Diagnose und Behandlung von Frakturen
Unfälle, wie ein Sturz mit dem Fahrrad oder auf glattem Gehweg, sind schmerzhaft und führen oft zu Prellungen. Doch manchmal endet es schwerwiegender. Die präzise Diagnose von Frakturen mittels Röntgen, CT und MRT ist entscheidend für eine zielgerichtete Behandlung. Diese bildgebenden Verfahren bieten eine detaillierte Darstellung der Fraktur und des umgebenden Gewebes, sodass Ärzte die bestmögliche Therapie wählen und Komplikationen frühzeitig vermeiden können.