Herzwochen 2024: So gefährlich ist Herzinsuffizienz wirklich
Wann haben Sie sich eigentlich das letzte Mal um Ihr Herz gekümmert? Es schlägt mehr als 100.000 Mal am Tag – meist ohne, dass man etwas davon merkt. Unser Herz ermöglicht Leistungssportlern Höchstleistung und uns im Alltag ein breites Spektrum verschiedener Aktivitäten. Allerdings gibt es allein in Deutschland jedes Jahr Hunderttausende, die aufgrund eines Herzproblems stationär behandelt werden müssen.
Die Herzwochen 2024 wollen auf dieses Thema aufmerksam machen. Herzerkrankungen sind nach wie vor eine der Indikationsgruppen, die im Klinikalltag eine große Rolle spielen. Dazu gehört auch die Herzinsuffizienz (Herzschwäche), wegen der es 2022 zu mehr als 445.000 Hospitalisierungen in Deutschland kam. Nur einer von mehreren Gründen, dem Thema Herzschwäche eine angemessene Plattform zu geben.
Was ist Herzschwäche?
Herzschwäche oder Herzinsuffizienz ist eine schleichende Erkrankung, die Patienten zu Beginn kaum wahrnehmen. Grundsätzlich ist eine Herzinsuffizienz als Krankheitsbild in der Kardiologie dadurch gekennzeichnet, dass das Herz bei den Betroffenen keine ausreichend hohe Pumpleistung mehr erreicht.
Da die Verringerung der Pumpleistung meist schleichend beginnt, werden Veränderungen anfangs kaum wahrgenommen. Die Symptome wirken eher unspezifisch. Betroffene bemerken einen langsamen Abfall der Leistungsfähigkeit. Erschöpfung stellt sich schneller ein und es müssen im Vergleich zu früher mehr Pausen gemacht werden. Durch die Herzschwäche kann es auch zu Atemnot als Symptom kommen.
Formen der Herzinsuffizienz
Eine Herzinsuffizienz kann in verschiedenen Formen auftreten. Zugrunde liegen der Herzschwäche zwei Mechanismen. Dabei kann die Herzinsuffizienz sowohl mit einer verminderten Pumpleistung – die Medizin spricht hier auch von Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion – als auch mit normaler Pumpleistung einhergehen. Bei der Herzinsuffizienz mit intakter Ejektionsfraktion ist das Herz nicht mehr in der Lage, sich ausreichend zu füllen.
Oft tritt die Herzinsuffizienz nicht beidseitig auf, sondern betrifft nur eine der beiden Herzhälften. Eine Rechtsherzinsuffizienz betrifft die rechte Herzkammer und den rechten Vorhof. Es kommt dabei zu einem Rückstau von Blut in die Venen. Ein Merkmal dieser Form der Herzschwäche ist die Bildung von Wassereinlagerungen sowohl in den Beinen als auch im Bauchraum. Werden Wassereinlagerungen in den Nachtstunden mobilisiert und die Flüssigkeit über die Nieren ausgeschieden, kommt es zu einer Nykturie (die Unterbrechung des Schlafs durch häufiges Wasserlassen).
Sind linksseitige Bereiche des Herzens von der Insuffizienz betroffen, kann es zu einem Rückstau in die Lunge kommen, was sich durch Husten und Atemnot bemerkbar macht. Bei dieser Form droht auch die Entstehung eines Lungenödems. Sind beide Herzhälften von der Insuffizienz betroffen, wird in der Medizin von einer globalen Herzinsuffizienz/Herzschwäche gesprochen.
Ursachen der Herzinsuffizienz
Für die Entstehung einer Herzinsuffizienz werden verschiedene Auslöser verantwortlich gemacht. Die koronare Herzkrankheit gilt als einer der häufigsten Verursacher. Dabei kommt es zu einer zunehmenden Verlegung der (den Herzmuskel versorgenden) Blutgefäße. Aufgrund der Verringerung des Gefäßquerschnitts wird der Herzmuskel nur noch eingeschränkt versorgt.
Neben der koronaren Herzkrankheit können auch:
- Erkrankungen der Herzklappen
- Herzrhythmusstörungen
- Kardiomyopathien und Herzmuskelentzündungen
- Bluthochdruck
eine Herzinsuffizienz auslösen. Zusätzlich gibt es einige Risikofaktoren, zu denen unter anderem Übergewicht und der übermäßige Genuss von Alkohol gehören. Aber auch Diabetes sowie Bewegungsmangel gelten als Faktoren, welche die Entstehung einer Herzschwäche begünstigen.
Hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, an einer Herzinsuffizienz zu erkranken, sind Männer einem höheren Risiko ausgesetzt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) lag das Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei den stationären Behandlungen wegen Herzinsuffizienz im Jahr 2020 bei 526,8 zu 356,5 pro 100.000 Einwohner. Dies wird einerseits dem kardioprotektiven Effekt des Östrogens zugeschrieben [1]. Auf der anderen Seite gelten Frauen allgemein als gesundheitsbewusster.
Diagnose und Behandlung
Das Auftreten der verschiedenen Symptome ist für den behandelnden Arzt ein erster Hinweis auf die Erkrankung. In der Diagnostik greifen verschiedene Methoden ineinander. Beispielsweise kann die Laboruntersuchung auf das Hormon NT-Pro-BNP ein erstes Indiz liefern. Die Echokardiographie und das EKG liefern weitere Hinweise. Zusätzlich kann mit der Herzkatheteruntersuchung sowie der Kardio-MRT oder der Kardio-CT eine Diagnosestellung erfolgen.
Zur Behandlung kann die Medizin an mehreren Punkten ansetzen. Von Bedeutung ist die Suche nach der Ursache – beispielsweise Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen. Im Zusammenhang mit der nicht-medikamentösen Therapie geht es unter anderem um die Verringerung des Einflusses, den kardiovaskuläre Risikofaktoren haben.
Dazu gehören eine Verringerung des Körpergewichts, weniger Alkohol oder mehr Bewegung. Alle Maßnahmen müssen auf den vorliegenden Schweregrad der Herzinsuffizienz angepasst werden. Parallel kann mit einer medikamentösen Therapie gearbeitet werden. In besonders schweren Fällen bleiben noch der Einsatz von Schrittmachern und die Transplantation.
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Herzwochen 2024 – Herzinsuffizienz vorbeugen und vorsorgen statt behandeln
Die Herzwochen 2024 wollen für das Thema Herzinsuffizienz sensibilisieren und zeigen, dass es nicht so weit kommen muss. Verschiedene Risikofaktoren – wie Diabetes oder der übermäßige Alkoholkonsum und Rauchen – sind reine Lebensstilfaktoren. Jeder hat es in der Hand, die Gesundheit und Leistung des Herzmuskels zu unterstützen.
Im Rahmen der Herzwochen finden deutschlandweit verschiedene Veranstaltungen statt, die sich einerseits an einen breiten Zuhörerkreis richten und über das Problem Herzschwäche sowie dessen Vorbeugung und Behandlung informieren. Auf der anderen Seite sind verschiedene Fachtagungen geplant.
Fazit: Für einen gleichmäßigen Rhythmus – die Herzwochen 2024
Bei den Herzwochen 2024 geht es nicht um den erhobenen Zeigefinger. Die Initiatoren wollen auf ein Problem aufmerksam machen, das in Deutschland inzwischen Hunderttausende betrifft. Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, die sich in vielen Fällen verhindern lässt. Im Alltag vielleicht doch mal zehn Minuten aktiv sein und die Tüte Chips auf der Couch gegen einen Apfel tauschen – es sind die kleinen Schritte, die uns gesund und das Herz fit halten.
[1] Birkhäuser, M., Haenggi, W. Ovarialhormone und kardiovaskuläre Protektion. Gynäkologe 30, 637–652 (1997). https://doi.org/10.1007/PL00003070